Frankreich diskutiert über Verbot von Salafismus

Nach der islamistisch motivierten Messerattacke am Wochenende in Paris wird in Frankreich aktuell über ein Verbot des Salafismus diskutiert.

„Juridisch ist ein Verbot unmöglich“, sagte der Islamexperte Bernard Godard der Zeitung „La Croix“ (Dienstag-Ausgabe). Man könne eine Strömung im Islam nicht verbieten. Eine „Kampfansage“ an sich könnten die Behörden nicht bestrafen, sondern nur „hasserfüllte Diskurse“ und Gewalt. „Die Mehrheit der Salafisten sind aber keine gewalttätigen Fundamentalen“, so Godard.

Schon jetzt sei es möglich, Moscheen zu schließen und salafistische Imame aus anderen Ländern auszuweisen, betonte der Experte. Der Salafismus in Frankreich ziehe aber besonders Franzosen an. Sie könne man jedoch nicht aus ihrem Heimatland ausweisen.

Bei Bildung ansetzen

Godard schlägt vor, bei der Bildung anzusetzen. So sollte etwa verboten werden, dass Salafisten ihre Kinder zuhause unterrichten. Menschen, die durch sozialen Druck von Salafisten gezwungen werden, den Ramadan einzuhalten oder sich zu verschleiern, müssten Anzeige erstatten.

Der französische Imam Tarik Abou Nour sprach sich in der Zeitung für ein unabhängiges Gremium ein, das die Vorbeter in Moscheen aussuchen solle. So könnten Imame ausgeschlossen werden, die radikale Ideologien vertreten.

Islamvertreter seien oft „zu weit weg“ von den Jugendlichen, kritisiert Abou Nour. Sie sollten sich stärker mit neuen Medien auseinandersetzen und ihre Predigten etwa bei YouTube oder anderen Sozialen Medien hochladen. So könnte „der gute Diskurs“, den schlechten im Netz ersetzen.

Salafismus: Zurück zum „wahren“ Islam

Die Bewegung des Salafismus will eine Rückkehr zu den angeblichen Wurzeln des Islam und die Wiederherstellung der traditionellen Glaubensregeln. Der Begriff „Salafismus“ geht auf mittelalterliche islamische Texte zurück. „Al-Salaf al-Salih“ bedeutet die „verehrungswürdigen Vorfahren“. Im religiösen Sinn bezieht sich das auf die ersten drei Generationen frommer Muslime, die während und nach der Zeit, als dem Propheten Mohammed der Koran offenbart wurde, gelebt hatten. Diese Muslime - die „Gefährten des Propheten“ (Sahabah) - sollen genau im Einklang mit dem „wahren Islam“ gelebt haben.

Der Salafismus will somit eine Rückkehr zu den angeblichen Wurzeln des Islam und die Wiederherstellung der traditionellen Glaubensregeln. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts gab es auch moderate Strömungen wie die des Reformers Dschamal al-Afghani, der den Islam mit modernen Vorstellungen zu versöhnen suchte. Die Mehrzahl der Salafisten ist allerdings konservativ und fordert eine strikte Einhaltung der überlieferten islamischen Vorschriften.

religion.ORF.at/KAP/KNA/APA

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