Australischer Erzbischof will im Amt bleiben

Der australische Erzbischof Philip Wilson will trotz Schuldspruchs in einem Missbrauchsskandal vorerst im Amt bleiben. Der 67-Jährige gab am Mittwoch bekannt, dass er seine Aufgaben als Erzbischof von Adelaide ruhen lassen werde.

Zu einem Rücktritt zeigte er sich nur bereit, wenn das zu einem späteren Zeitpunkt „notwendig“ werde oder ihm „angemessen“ erscheine. Wilson war am Dienstag für schuldig befunden worden, die Missbrauchsvorwürfe gegen einen anderen Geistlichen vertuscht zu haben. Der Fall reicht in die 1970er Jahre zurück.

Erzbischof Philip Wilson

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Der australische Erzbischof Philip Wilson lässt seine Aufgaben als Erzbischof von Adelaide ruhen.

„Zusammen mit meinen Anwälten prüfe ich die Begründung des Gerichts“, so der 67-Jährige. „Solange ich das tue, halte ich es im Licht einiger der Begründungen des Ehrenwerten Richters für angemessen, meine Pflichten als Erzbischof ruhen zu lassen.“ Er habe dafür alle Vorkehrungen zur Verwaltung seiner Erzdiözese getroffen. „Sollte irgendwann der Punkt erreicht werden, dass weitere formale Schritte, einschließlich eines Rücktritts, angezeigt sind, dann werde ich diese unternehmen“, sagte Wilson.

Zwei Jahre Haft drohen

Dem 67-Jährigen drohen nun bis zu zwei Jahre Gefängnis. Das Strafmaß will das Gericht am 19. Juni verkünden. Bis dahin bleibt Wilson gegen Kaution auf freiem Fuß. Er beteuerte stets seine Unschuld. Der Geistliche hatte sich trotz erheblicher gesundheitlicher Probleme persönlich dem Verfahren gestellt. Kurz vor Beginn des Prozesses war Wilson ein Herzschrittmacher eingepflanzt worden. Darüber hinaus wurde bei ihm eine beginnende Alzheimer-Erkrankung diagnostiziert.

Der Bischof war am Dienstag von einem Gericht in seiner früheren Diözese Newcastle für schuldig befunden worden, dort in den 1970er Jahren als Priester den Missbrauch an Jungen durch den Geistlichen Jim Fletcher nicht bei der Polizei angezeigt zu haben. Wilsons Anwälte hatten laut australischen Medienberichten in ihrer Verteidigung unter anderem geltend gemacht, damals sei Missbrauch noch nicht als anzeigewürdiges schweres Verbrechen angesehen worden.

Wegen Missbrauchsvorwürfen muss sich demnächst auch der australische Kurienkardinal George Pell in seiner Heimat vor Gericht verantworten. Sein Amt als Finanzchef des Vatikans lässt der 76-Jährige deshalb ruhen. Eine groß angelegte Untersuchung hatte vergangenes Jahr ergeben, dass Zehntausende Kinder in Australien sexuell missbraucht wurden, vor allem in kirchlichen Einrichtungen.

religion.ORF.at/dpa/KAP/KNA

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