Vatikan: Kaserne der Schweizergarde wird neu gebaut

Die Kaserne der Päpstlichen Schweizergarde im Vatikan muss abgerissen und neu gebaut werden. Das geht aus einer Machbarkeitsstudie der Architekten Pia Durisch und Aldo Nolli aus Lugano hervor. Der Vatikan hat Medienangaben zufolge bereits grünes Licht gegeben.

„Die Gebäude sind so alt, dass es keine anderen Möglichkeiten gibt“, erklärte Präsident der „Stiftung für die Renovation der Kaserne der Päpstlichen Schweizergarde“, Jean-Pierre Roth, laut Berichten der Schweizer katholischen Presseagentur cath.ch und des Onlineportals Vatican News. Die Unterlagen seien den vatikanischen Behörden vorgelegt worden, und diese hätten eine positive Stellungnahme zu dem Projekt abgegeben.

Zur Debatte standen ursprünglich drei Möglichkeiten: eine Teilsanierung, eine innere Neuaufteilung der Räume unter Beibehaltung der Kasernenmauern oder ein Neubau. Mit der Vatikan-Baubewilligung kann die Stiftung nun zum Präferenzprojekt übergehen. Eine Studie läuft bis Frühjahr 2019 und prüft die technischen, architektonischen und budgetären Voraussetzungen. Auf ihrer Grundlage soll dann eine endgültige Entscheidung fallen.

Moderne Unterkünfte für Familien geplant

Die Kaserne soll an ihrem derzeitigen Standort neu gebaut werden. Das zukünftige Projekt sieht zwei Gebäude anstelle der heutigen drei vor. Weichen soll der Bauteil rund um den Passetto, jenen historischen Fluchtgang, der den Vatikan mit der Engelsburg verbindet. Die Architektur des Neubaus soll Platz sparen: So wird die Passage vom Empfang zum Innenhof in das zukünftige Gebäude integriert. Die derzeit sehr hohe Deckenhöhe wird verringert, um wertvolles Volumen zu gewinnen.

Den Angaben aus der Schweiz zufolge berücksichtigen die Architekten die Anforderungen an eine zeitgenössische Kaserne, in der nicht nur Gardisten leben. Geplant sind modernere und zahlreichere Zimmer und Unterkünfte für Familien. Da die Soldaten des Papstes in der Kaserne wohnen müssen, dürfen sie nur dann heiraten, wenn eine Dienstwohnung frei ist, was bisher oft zu Wartezeiten führte. Auch für die geplante Aufstockung der Schweizergarde von 110 auf 130 Mann wäre man mit dem Neubau gewappnet. Darüber hinaus legen die Architekten Wert auf nachhaltiges und umweltverträgliches Bauen im Vatikan.

Fassade aus dem Jahr 1825

Offen ist derzeit die Frage der Fassade, die der Vatikan beantworten muss. „Es ist eine historische Fassade aus dem Jahr 1825“, erläuterte Roth. Zudem liege sie Richtung Italien, also an der Außenseite des Vatikanstaates. Entsprechend erörtern die beiden Staaten die Frage einer allfälligen adaptierten Fassadengestaltung miteinander.

Eine Gruppe von Schweizergardisten

Reuters/Max Rossi

Die Schweizergarde schützt den Papst seit dem 16. Jahrhundert

Inzwischen habe man angefangen, Mittel zu suchen, um das Schweizer Bauvorhaben im Vatikan zu finanzieren, so Roth. So werde die Garde bei der Papstmesse in Genf am 21. Juni einen Stand haben und dort ein Modell, Fotos und einen Film über das Projekt zeigen.

Stiftung für Renovierung gegründet

Zur Unterstützung des Projekts wurde am 31. August 2016 die „Stiftung für die Renovation der Kaserne der Päpstlichen Schweizergarde“ gegründet. Sie wird am Ende der Arbeit aufgelöst. „Sie ergänzt die Stiftung für die Schweizergarde im Vatikan, die seit 2000 besteht und die Wachen materiell, sozial und finanziell unterstützt“, erklärte Roth.

Diese zweite Stiftung werde es ermöglichen, nicht nur Mittel aufzubringen, sondern vor allem auch eine Expertise in den Bereichen Militär, Architektur und Immobilien einzubringen, die der Papststaat nicht besitzt. Das gesamte Bauvorhaben wird Roth zufolge in enger Zusammenarbeit mit dem Vatikan durchgeführt und entwickelt, einschließlich der Frage der Finanzierung.

Schweizergarde seit dem Jahr 1506

Das im italienischsprachigen Tessin ansässige Architekturbüro „Durisch + Nolli“ wurde nicht zufällig gewählt. „Die Sprache war ein wichtiges Kriterium. Wir wollten eine einfache Kommunikation mit dem Vatikan“, erklärte Jean-Pierre Roth. Die Stiftung Kasernenrenovierung sei bereits aktiv. Sie ermöglichte die Renovierung des Kommandoraums der Wache, der am 25. September 2017 eingeweiht wurde.

Offizielles Gründungsdatum der Päpstlichen Schweizergarde ist der 22. Jänner 1506. Damals trafen die ersten 150 Schweizer Söldner auf Anforderung und zum Schutz von Papst Julius II. durch die Porta del Popolo in Rom ein. Die Vereidigung der neuen Schweizer Rekruten findet im Vatikan jährlich am 6. Mai statt - im Gedenken an den Jahrestag des Sacco di Roma im Jahre 1527. Damals fielen 147 Schweizergardisten in einem ungleichen Kampf bei der Verteidigung des Papstes gegen die Söldner von Kaiser Karl V.

religion.ORF.at/KAP

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