Papst an Lutheraner: In Ökumene „nicht vorpreschen“

Papst Franziskus hat am Montag eine evangelisch-lutherische Delegation aus Deutschland zu Gesprächen empfangen. In einer Rede betonte er die Notwendigkeit, den theologischen Dialog weiterzuführen. Dabei dürfe man aber „nicht ungestüm vorpreschen“.

Das ungestüme Vorpreschen bezog er auf das Erreichen „begehrter Ziele“. Themen wie das Verständnis von Kirche, Eucharistie und Amt verdienten „eingehende und gut abgestimmte Überlegungen“, so Franziskus. Ökumene dürfe „nicht elitär sein“, sondern müsse "möglichst viele Brüder und Schwestern im Glauben mit einzubeziehen. Der Papst will bei seinem Besuch am 21. Juni in Genf, der zweiten „Reformationshauptstdt“ neben Wittenberg, das Ökumenethema weiter entfalten.

Auf die Debatte um die geplante Handreichung der katholischen Bischöfe in Deutschland zum Kommunionempfang nicht-katholischer Ehepartner ging der Papst am Montag nicht explizit ein. Seine Äußerungen können aber als Anmerkung dazu verstanden werden.

Bischof: Hoffnung auf pastorale Ökumene

Explizit ging jedoch Landesbischof Gerhard Ulrich, der Leitende Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), auf das Thema ein. „Aufmerksam und hoffnungsvoll“ verfolge man diesen Schritt pastoraler Ökumene.

„Wir vertrauen darauf, dass die deutsche Ortskirche einmütig eine seelsorgerlich umsichtige sowie vor der katholischen Lehre verantwortbare Lösung findet“, so Ulrich. Unter seiner Leitung bereist die Delegation des Deutschen Nationalkomitees des Lutherischen Weltbundes (LWB) seit Samstag Italien. Am Montag sind weitere Gespräche im Vatikan geplant.

Reformationsgedenken wichtig für Ökumene

Papst Franziskus dankte auch für das gemeinsame Reformationsgedenken. Dank Begegnungen und Gesten, „die mehr von der Logik des Evangeliums als von menschlichen Strategien geprägt waren“, sowie durch den offiziellen theologischen Dialog sei es möglich geworden, alte Vorurteile auf beiden Seiten zu überwinden.

Landesbischof Ulrich sagte dazu laut Redemanuskript, das Reformationsgedenken habe Impulse freigesetzt, „die für uns unumkehrbar sind“. Ulrich sprach sich für konkrete Schritte aus. „Wir müssen entschlossen und verantwortungsvoll auf dem Weg zur vollen Gemeinschaft weitergehen, damit die Freude und Hoffnung nach 2017 nicht in Frustration und Enttäuschung umschlägt.“

Treffen in Neapel

Neben Gesprächen im vatikanischen Staatssekretariat und dem für Ökumene zuständigen Einheitsrat sind auch Begegnungen mit der Gemeinschaft Sant’Egidio vorgesehen. Begonnen hatte die Delegation ihre Reise mit einem Gottesdienst am Sonntag in der evangelischen Christuskirche in Rom. Am Dienstag sind unter anderem Treffen mit lutherischen Christen in Neapel sowie Besuche evangelischer Einrichtungen dort vorgesehen.

religion.ORF.at/KAP

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