Amazonas-Synode: Umweltfragen und Indigenen-Rechte

Die durch Raubbau verursachten Umweltschäden im Amazonasgebiet und deren soziale Folgen stehen im kommenden Jahr im Mittelpunkt einer Bischofssynode. Eine Zulassung verheirateter Männer zum Priesteramt wird wohl kein Thema sein.

Das geht aus dem am Freitag im Vatikan veröffentlichten Vorbereitungsdokument hervor. Weiter erörtern die Synodenteilnehmer eine Stärkung der indigenen Bevölkerung, Ämter für Frauen in der Kirche und neue Wege, um einen Zugang der Gläubigen zur Messfeier sicherzustellen. Die mögliche verheirateter Männer, „viri probati“, zum Priesteramt, wie sie im Vorfeld auch von einzelnen Bischöfen ins Spiel gebracht wurde, wird in dem Papier nicht erwähnt.

„Schwere Krise“ im Amazonasgebiet

Das rund 16-seitige Dokument beklagt eine vom Menschen verursachte „schwere Krise“ im Amazonasgebiet mit ökologischen Folgen für den ganzen Planeten. Eine unverhältnismäßig gewachsene Landwirtschaft, Bergbau und Abholzung schädigten den ökologischen Reichtum der Region und hätten negative soziale und kulturelle Folgen. Vor allem nennt das Papier die Ausbeutung von Indigenen, auch durch Menschenhandel und Prostitution. Zudem trete ein als Fortschritt verbrämter „ungezähmter Neokolonialismus“ auf, der die Identität der angestammten Kulturen zerstöre.

Indigene im Zentrum

Besonderes Gewicht legt die kommende Synode auf die Situation der rund 390 indigenen Völker Amazoniens. Es gelte, das „Recht auf Entwicklung, einschließlich der sozialen und kulturellen Entwicklung“, mit dem Schutz der Identität der angestammten Bewohner und ihrer Gebiete zu verbinden.

Indigene im Amazonasgebiet in Brasilien

APA/AFP/Apu Gomes

Indigene im Amazonasgebiet im Fokus

Themen sollen allgemein auch Ungerechtigkeit, Armut, Ungleichheit, Gewalt, Drogenhandel, und Diskriminierung von Migranten und Indigenen sein. Von den Beratungen über Amazonien, ein Gebiet von siebeneinhalb Millionen Quadratkilometern, das sich über neun Länder erstreckt, erhofft sich der Vatikan Impulse für die gesamte katholische Kirche und die Weltgemeinschaft.

Frauen in „zentraler Rolle“

Ein eigenes Augenmerk richtet das Vorbereitungspapier auf Frauen und ihre Gestaltung des gesellschaftlichen, wirtschaftlichen, religiösen und politischen Wandels. Angesichts ihrer „zentralen Rolle“ im Leben der Kirche müsse sich die Synode müsse sich mit der Frage befassen, „welche Art von offiziellem Amt der Frau übertragen werden kann“.

Nötig seien auch „neue Wege, damit das Volk Gottes einen besseren und häufigeren Zugang zur Eucharistie haben kann“. Die Bischöfe werden dazu ausdrücklich um Vorschläge gebeten, welche „Dienste und Ämter mit amazonischem Profil“ geschaffen werden müssten.

Die für Oktober 2019 geplante Bischofssynode trägt den Titel „Amazonien - neue Wege für die Kirche und eine ganzheitliche Ökologie“. Das Gebiet Amazonien entspricht etwa dem Einzugsgebiet des Amazonas-Flusses in den Staaten Brasilien, Peru, Venezuela, Bolivien und Kolumbien. Es bedeckt fast die gesamte nördliche Hälfte des Kontinents Südamerika und gilt als eines der wichtigsten Ökosysteme der Welt.

Ämterfrage wird Thema

Bei der Amazonas-Synode im Vatikan soll es auch um „neue Ämter“ für Frauen und mehr Möglichkeiten für Eucharistiefeiern gehen. Eine Festlegung auf konkrete Vorschläge lehnte Synoden-Generalsekretär Kardinal Lorenzo Baldisseri bei der Vorstellung eines Vorbereitungsdokuments am Freitag im Vatikan jedoch ab. Die Kirche wolle eine freie Diskussion. Das Papier spreche von „Ämtern im weitesten Sinn“; die Erörterung überlasse man den Delegierten und Theologen. Papst Franziskus wünsche eine freimütige Debatte, betonte Baldisseri.

Konkreten Nachfragen, ob es bei der 2019 stattfindenden Synode um einen neuen Zugang zum Priesteramt für verheiratete Männer gehen werde, wich der Kardinal aus. Der Begriff sogenannter „viri probati“ sei seit geraumer Zeit im Umlauf; man habe in dem Vorbereitungspapier jedoch bewusst nur von „neuen Ämtern“ und „neuen Wegen“ in der Liturgie und Theologie gesprochen. Die katholische Kirche sei „nicht statisch“ und „immer in Bewegung“.

Andeutungen auf „neue Wege“

Baldisseri räumte ein, dass es künftig geistliche Ämter geben könne, für die aktuell noch nicht die theologischen Voraussetzungen bestünden. Ausdrücklich verwies er auf eine Aussage des Dokuments, die „neuen Wege“ in der Seelsorge hätten „Auswirkungen auf die Ämter, die Liturgie und die Theologie“.

Zu Beteiligung indigener Völker an den Beratungen im Vatikan sagte Baldisseri, Vertreter der Indigenen sollten im Rang sogenannter „Uditores“ (Hörer) den Debatten folgen und sich in Kleingruppen beteiligen. Wie viele von den insgesamt 35 vorgesehenen Uditores Indigene seien, stehe noch nicht fest.

102 Diözesanleiter dabei

An der für Oktober 2019 geplante Synode unter dem Titel „Amazonien - neue Wege für die Kirche und eine ganzheitliche Ökologie“ nehmen laut dem vorbereitenden Synodensekretariat 102 Diözesanleiter teil, von denen allein 57 aus Brasilien kommen. Eingeladen sind weiter die Vorsitzenden von sieben nationalen Bischofskonferenzen aus der Region, Vertreter des kirchlichen Panamazonas-Netzwerks REPAM und anderer kontinentaler Kirchengremien wie des lateinamerikanischen Bischofsrats CELAM sowie Leiter von römischen Kurienbehörden.

Mit dem am Freitag veröffentlichten Vorbereitungsdokument wird an die örtlichen Kirchen auch ein Fragebogen verschickt. Die Antworten, die bis Februar 2019 zurückerwartet werden, fließen in das eigentliche Arbeitspapier der Synode ein. Dieses soll den Synodenteilnehmern laut Vatikan voraussichtlich im Juni 2019 zugeschickt werden.

religion.ORF.at/KAP

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