IGGÖ-Präsident könnte abgewählt werden

Der durch die Auflösung der Arabischen Kultusgemeinde ausgelöste Wirbel in der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ) hat sich noch nicht gelegt. Ende Juni soll bei einer Sitzung über den Verbleib von Ibrahim Olgun als Präsident entschieden werden.

Er ist noch nicht einmal zwei Jahre im Amt und könnte es schon wieder verlieren: Der 30-jährige IGGÖ-Präsident zog zuletzt den Zorn einiger Gemeindemitglieder auf sich. Sie werfen Olgun vor, schuld an den dramatischen Entwicklungen der vergangenen Tage in der islamischen Gemeinde zu sein: Das Kultusamt löste die Arabische Kultusgemeinde auf und schloss Gebetsstätten in Wien und Kärnten.

Am 30. Juni wird Olgun daher in einer außerordentlichen Sitzung des Schurarats die Vertrauensfrage gestellt. In dem Gremium werden zentrale Entscheidungen gefällt - nicht zuletzt, ob der Oberste Rat, dessen Vorsitzender Ibrahim Olgun ist, neu gewählt wird.

IGGÖ-Präsident Ibrahim Olgun

APA/Georg Hochmuth

IGGÖ-Präsident Ibrahim Olgun könnte abgewählt werden

Vertrauensfrage auf der Tagesordnung

Schurarat-Vorsitzender Ümit Vural bestätigte am Montag gegenüber religion.ORF.at einen Artikel von Kurier.at, wonach eine Neuwahl beschlossen werden könnte, und erklärte die Hintergründe. Er habe Mails von mehreren Mitgliedern erhalten, die sich für eine außerordentliche Sitzung und die Abstimmung ausgesprochen haben. „Wir haben als Vorstand beschlossen, die Vertrauensfrage auf die Tagesordnung zu setzen“, sagte Vural.

Der Schurarat, sozusagen das Parlament der Glaubensgemeinschaft, besteht eigentlich aus 117 Mitgliedern, die zum Großteil aus den Kultusgemeinden beschickt werden. Da die Arabische Kultusgemeinde aufgelöst wurde, dürfen ihre vier Vertreter nicht mitstimmen.

ATIB mit mehr als 20 Stimmen

Die islamische Kultusgemeinde ATIB (Türkisch-Islamische Union für kulturelle und soziale Zusammenarbeit in Österreich) stellt zwischen 24 und 28 Mitglieder im Schurarat, wie Vural religion.ORF.at sagte. Bei dem türkischen Verein - derzeit selbst in einer prekären Situation - liegen IGGÖ-Präsident Olguns Wurzeln. Da ATIB seine Imame weiterhin mit Geldern aus der Türkei finanzierte - ein Verstoß gegen das Verbot der Auslandsfinanzierung - droht ihren Imamen in letzter Konsequenz die Ausweisung - mehr dazu in Ausweisung: Was nun mit den Imamen passiert.

Falls sich Ende Juni mehr als die Hälfte der 113 Mitglieder für eine frühzeitige Neuwahl des Obersten Rates aussprechen, muss eine neue Führung für die IGGÖ gefunden werden. Die neue Spitze müsse dann eine Person sein, die die Glaubensgemeinschaft „wieder stärken“ und die „Community einen“ kann, damit „wieder Harmonie herrscht“, so Vural. Zuletzt fiel die offizielle Vertretung der Muslime durch Streit und gegenseitige Schuldzuweisungen auf. So forderte IGGÖ-Vizepräsident Abdi Tasdögen Olgun öffentlich zum Rücktritt auf, woraufhin Olgun und Ex-IGGÖ-Chef Fuat Sanac einander via Medien Vorwürfe machten.

Regierung löste IGGÖ-Streit aus

Ausgelöst wurde die Debatte in der Glaubensgemeinschaft durch die Ankündigung der Regierung, mehrere „salafistische Moscheen“ zu schließen und Imame auszuweisen. Olgun kritisierte in einer ersten Stellungnahme die Pläne der Regierung und die fehlende Einbeziehung der IGGÖ. Bald wurde bekannt, dass Olgun selbst - offenbar im Alleingang - eine Überprüfung der Arabischen Kultusgemeinde, allerdings wegen formaler Mängel, initiert haben dürfte.

Clara Akinyosoye, religion.ORF.at

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