Asylquartier St. Gabriel: Elf „Härtefälle“ umgesiedelt

Im Fall der drohenden Schließung des Flüchtlingsheims St. Gabriel in Maria-Enzersdorf (Niederösterreich) wurde am Montag eine Einigung zwischen der Caritas und dem Land Niederösterreich erreicht. Doch elf Menschen mussten am Dienstag das Heim verlassen.

Landesrat Waldhäusl (FPÖ) wies das ebenfalls am Dienstag zurück. Die Caritas hatte diese Menschen als „humanitäre Härtefälle“ eingestuft, die Niederösterreichische Landesregierung sah das offenbar anders. „Der Bus ist vor kurzem abgefahren. Die 11 humanitären Härtefälle durften nicht bleiben. Wir bleiben traurig zurück und mit uns viele Freiwillige, Nachbarn und das Caritas Team“, postete der Wiener Caritas-Geschäftsführer Klaus Schwertner auf seiner Facebook-Seite.

Zuvor hatte FPÖ-Landesrat Gottfried Waldhäusl zugesagt, dass die humanitären Härtefälle vorerst in St. Gabriel bleiben können. Die Caritas hatte das bestätigt. Die Schließung des Hauses scheine „vorerst vom Tisch zu sein“, ließ die kirchliche Hilfsorganisation ihrerseits wissen.

„Konstruktives Gespräch“

Vorausgegangen war eine Unterredung Waldhäusls mit Schwertner. Von beiden Seiten hieß es zunächst, das Gespräch am Montagvormittag sei „konstruktiv“ verlaufen und solle auch noch weitergeführt werden. Schwertner über die umgesiedelten Heimbewohnerinnen und -Bewohner: „Es sind Menschen, die sehr krank sind, pflegebedürftig sind oder mit einer Behinderung leben, und ihre Familien.“

Ein Zimmer im Flüchtlingsheim St. Gabriel in Maria Enzersdorf

Steyler Missionare

Zimmer im Flüchtlingsheim St. Gabriel in Maria Enzersdorf

Es liege im Ermessen der Niederösterreichischen Landesregierung und nicht der betreuenden Caritas, wer einen „Härtefall“ darstelle und wer nicht, wie die Pressestelle der Steyler Missionare am Dienstag gegenüber religion.ORF.at sagte.

Waldhäusl: Nicht Caritas entscheidet

Aus dem Büro von Landesrat Waldhäusl hieß es zur aktuellen Situation, dass man Wort halte. Man stehe dazu, dass Härtefälle bleiben dürfen. Nicht die Caritas entscheide, wer als Härtefall gilt, sondern die für Asylfragen zuständige Fachabteilung des Landes, so die Begründung - mehr dazu in St. Gabriel: Streit um humanitäre Härtefälle.

„Verzweiflung ist groß“

Schwertner weiter: „Landesrat Waldhäusl hat uns im persönlichen Gespräch wie auch in seiner gestrigen Presseaussendung sein Wort gegeben, dass humanitäre Härtefälle im Missionshaus der Steyler Missionare bleiben dürfen.“ Die Verunsicherung und Verzweiflung sei groß, bei den Betroffenen, bei den Freunden und Betreuern, „und mittlerweile bin auch ich ratlos. Wir hoffen bis zuletzt auf eine menschliche Lösung“, so der Caritas-Geschäftsführer.

Bisher seien Details über die Umzugstätigkeit der Bewohner von St. Gabriel klar abgestimmt worden, während man für ein Betreuungs- und Sicherheitskonzept für die adäquate Versorgung der Bewohner - mit dem Ziel einer bestmöglichen Sicherheit für Bevölkerung, Bewohner und Mitarbeiter - noch weiter im Gespräch sei.

Minderjährige Flüchtlinge umgesiedelt

Gleichzeitig wurden am Montag 24 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge umgesiedelt, hieß es; zwei weitere Umsiedlungen - darunter Familien mit schulpflichtigen Kindern - stünden bis Ende Juni noch bevor.

Im Vorfeld hatte es etliche Proteste vor Ort sowie im In- und Ausland gegen eine Schließung des seit 26 Jahren bestehenden Flüchtlingsquartiers gegeben. Am Dienstag wurden außerdem mehr als 12.800 Unterstützungserklärungen einer Onlinepetition mit dem Namen „St. Gabriel soll bleiben“ an Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) übergeben.

religion.ORF.at/KAP

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