550 Jahre: Buch blickt auf Großbaustelle St. Stephan

Die Baustelle von St. Stephan hat ab etwa 1220 für 300 Jahre das Wiener Stadtbild dominiert. Daran erinnert die Historikerin Barbara Schedl in dem neuen Buch „St. Stephan in Wien - Der Bau der gotischen Kirche“.

Das im Böhlau-Verlag erschienene Buch wurde am Mittwochabend am Dach des Doms in Gegenwart von unter anderen Dompfarrer Ton Faber, Domdekan Rudolf Prokschi und Dombaumeister Wolfgang Zehetner präsentiert. Dabei wurde auch auf das bevorstehende Jubiläum „550 Jahre Diözese Wien, 550 Jahre Kathedrale St. Stephan“ hingewiesen.

„Seit 1469 ist St. Stephan Bischofskirche und Kathedrale. Dieser Bedeutungszuwachs zeigt sich auch in der Baugeschichte, die Barbara Schedl sehr deutlich nachzeichnet“, schreibt Emeritus-Domkustos Josef Weismayer im Vorwort.

Immobilien-Boom im 13. Jahrhundert

Der Sakralbau an sich bzw. einige Raumkompartimente seien 1220 in einem benutzbaren Zustand gewesen, als Herzog Leopold VI. dort eine Urkunde ausstellte, so Schedl: „Der Immobilienmarkt boomte in der soeben erweiterten Stadt und zentrumsnahe Grundstücke waren schon gegen Mitte des 13. Jahrhunderts rar. Neben der Errichtung und dem Ausbau zahlreicher Klöster oder der neuen herzoglichen Burg beim Widmertor sowie der Michaelerkirche war eines der größten Bauprojekte - und wohl auch ein wichtiger ökonomischer Faktor - die Baustelle bei St. Stephan, die das Stadtbild für die nächsten 300 Jahre prägen sollte.“

Der Stephansplatz mit dem Stephansdom

ORF.at/Carina Kainz

Der Stephansplatz dominiert noch heute die Wiener Innenstadt.

Beim Tod von Meister Hans Puchsbaum, dem großen gotischen Baumeister, kurz nach 1454, habe die Stephanskirche in ihrer Außengestalt mit Südturm und mit dem charakteristischen hohen Dach beinahe schon dem heutigen Erscheinungsbild entsprochen. Ab 1449 dürfte man sich mit der Eindeckung des Daches mit bunten Ziegeln in dem charakteristischen Zackenmuster beschäftigt haben. Ab 1466 sei man ernsthaft an die Vorarbeiten zum Bau des Nordturms herangegangen. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts habe der Baueifer dann nachgelassen.

Einzelheiten zur Ausgestaltung

Allerdings sei mit der Gründung der Diözese Wien unter Papst Paul II. und der Erhebung der Stephanskirche zur Kathedrale offensichtlich die Motivation gestiegen, das Interieur des Gotteshauses zu modernisieren und neue Bildwerke, Kirchenmöbel und Kultobjekte anzuschaffen. Angeschafft worden sei laut Rechnungen unter anderem Holz für ein neues Chorgestühl, das auf dem Friedhof aufgeschlichtet wurde, in den folgenden Jahren sollte es dann von Wilhelm Rollinger geschnitzt werden.

Es kam auch zur Erneuerung des Geläutes und zur Neuaufstellung und Neuausschmückung der Altäre: "Im Jahre 1476 war auch der Guss der neuen großen Glocke, den der Zinngießer Meister Simon Haubitz besorgt hatte, fertig gestellt. Zusätzlich zu dieser wurde eine kleinere Glocke mit einem Gewicht von 23 Zentnern eingehängt. Damals - also in den 1480er Jahren - dürfte zudem der Lettner modernisiert und seine Joche in den Seitenschiffen abgebaut worden sein.

Dieser Schluss lässt sich durch die Versetzung der Lettneraltäre, nämlich des Sigmund- und Wolfgangsaltars sowie des Markusaltars, aber auch durch die Teilung des unter dem mittleren Lettnerjoch platzierten Kreuz- und Veitsaltars in zwei Altarpatronzinien ziehen. Einen Monat vor seinem Ableben ließ Kaiser Friedrich III. - er starb im August 1493 in Linz - seinen Grabstein, den er in den 60er Jahren des 15. Jahrhunderts bei Niklas Gerhard von Leyden in Auftrag gegeben hatte, von Wiener Neustadt nach Wien transportieren", berichtet Schedl im Buch.

religion.ORF.at/KAP

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