Alleinerziehende: Arbeitszeitgesetz „Katastrophe“

Negative Folgen befürchtet die Österreichische Plattform für Alleinerziehende (ÖPA) durch das von der Regierung geplante neue Arbeitszeitgesetz mit einem dann ermöglichten Zwölfstundentag.

„Für Frauen ist dieses Gesetz eine Katastrophe“, protestierte das auch kirchlich getragene Bündnis in einer Aussendung am Dienstag gegen die absehbar schlechtere Vereinbarkeit von Kindern und Beruf. Für viele Mütter werde Erwerbsarbeit keine Option mehr sein können, verwies die stellvertretende ÖPA-Vorsitzende Evelyn Martin auf die üblichen Öffnungszeiten in Kindergärten. „Diese Politik bedeutet für Frauen ein Zurück an den Herd“, von einer eigenen Karriere könne „nicht einmal mehr geträumt werden“.

Mutter und Kind

ORF.at/Zita Klimek

„Diese Politik bedeutet für Frauen ein Zurück an den Herd“, so die Österreichische Plattform für Alleinerziehende.

Skepsis gegenüber Freiwilligkeit

Skepsis äußerte Martin auch in Bezug auf die von Regierungsseite zugesicherte Freiwilligkeit bei ausgedehnten Arbeitszeiten: „Freiwillig steht drauf, aber Zwang steckt drin. Die Angst vor einem Jobverlust ist real.“ Gerade Alleinerziehende müssten durch einen Zwölfstundentag vermehrt mit Ablehnungen bei Jobbewerbungen rechnen. Nachteile gebe es auch durch für diese Gruppe unzugängliche Steuervorteile für Familien und durch Kürzungen in der Mindestsicherung, befürchtete die ÖPA-Vertreterin.

Für Alleinerziehende sei es auch ohne Zwölfstundentag und 60-Stunden-Woche schon schwierig, einen Arbeitsplatz zu finden. Betreuungspflichten würden häufig als Ablehnungsgrund genannt. Bei einer geänderten Gesetzeslage würden Unternehmen die Bereitschaft zum Zwölfstundentag bereits als Einstellungsvoraussetzung festlegen, warnte Martin. Es lägen keine Lösungen vor, wie die Betreuung von Kindern geregelt werden soll.

14 Stunden in Kindergarten oder Hort?

Auch das Wohl der Kinder müsse berücksichtigt werden: „Wollen wir das wirklich für unsere Kinder und uns selbst, dass Kinder 14 Stunden am Tag im Kindergarten oder Hort verbringen?“, fragte Evelyn Martin. „Wann bleibt dann Zeit für das Miteinander in der Familie?“ Aus Psychologie und Pädagogik sei bekannt, wie bedeutend gemeinsam verbrachte Zeit für beide Seiten ist. Eine gesunde soziale Entwicklung der Kinder werde erschwert, wenn Eltern einer 60-Stunden Woche „ausgeliefert“ seien und vermehrt auch am Wochenende arbeiten müssen.

Die Plattform forderte die Beibehaltung der bisherigen Gesetzeslage „zum Wohle aller Arbeitnehmenden und deren Kinder“. Die Lebensqualität der Menschen sei wichtiger als Konzernprofite, verlangte die Alleinerziehenden-Vertretung ein „Umdenken in der Regierung“.

Trägerorganisationen der Österreichischen Plattform für Alleinerziehende sind die Katholische Aktion Österreich, die Katholische Frauenbewegung und die Evangelische Frauenarbeit, unter den 16 Mitgliedern findet sich unter anderem auch die Katholische Männerbewegung.

religion.ORF.at/KAP

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