Hohe Ehrung der Republik für Religionsjournalisten

Zwei der führenden Religionsjournalisten des Landes - Gabriele Neuwirth und Peter Pawlowsky - haben am Dienstag eine hohe Auszeichnung der Republik für ihre Verdienste erhalten.

Neuwirth (70), Vorsitzende des Verbandes Katholischer Publizistinnen und Publizisten Österreichs, wurde der Professorentitel verliehen, der frühere Leiter der ORF-Hauptabteilung Religion, Pawlowsky (81), erhielt das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse.

Die Ehrung fand im Palais Niederösterreich in Wien statt. Überreicht wurden die Auszeichnungen in Anerkennung des kritisch-publizistischen Wirkens der beiden Religionsjournalisten vom Leiter der Kunst- und Kultursektion im Bundeskanzleramt, Jürgen Meindl.

„Volksbildnerin auf Augenhöhe“

Als eine „Volksbildnerin im besten Sinne“ würdigte die frühere ORF-Journalistin und jetzige Präsidentin der Katholischen Aktion Salzburg, Elisabeth Mayer, die ausgezeichnete Gabriele Neuwirth. Journalismus verknüpfe Neuwirth mit einem konkreten Bildungsauftrag, der sich stets an der Leserin und am Leser orientiere und diesem „auf Augenhöhe“ Informationen und Wissen zu vermitteln versuche.

Ihre christliche Grundüberzeugung stelle die Journalistin dabei niemals zur Schau, vielmehr zeige sich diese darin, dass Neuwirth den Menschen in ihren Geschichten „immer respektvoll“ begegne, ohne sie „bloßzustellen“, so Mayer.

Peter Pawlowski und Gabriele Neuwirth

kathpress/Henning Klingen

Peter Pawlowsky und Gabriele Neuwirth bei der Preisverleihung

Neuwirth: Wichtige Wertschätzung

Neuwirth verwies in ihren Dankesworten auf den hohen symbolischen Wert der heutigen Auszeichnungen: Die Verhältnisse im Journalismus bzw. für den Journalismus seien heute „grauenhaft“, so Neuwirth; und angesichts eines allgemeinen „Heruntermachens“ von Journalistinnen und Journalisten auch in der Politik sei es ein um so wichtigeres Zeichen, wenn der Staat mit diesen Auszeichnungen seine Wertschätzung dem Journalismus gegenüber bekräftige.

Sie setze persönlich ihre Hoffnungen für die Zukunft auf die vielen jungen und qualifizierten Journalisten, die nicht zuletzt auch bei ihr selber in der Katholischen Medien Akademie (KMA) die Ausbildung genossen haben.

Komplexe Inhalte verständlich gemacht

Als herausragenden Intellektuellen und journalistisches „Bollwerk gegen die audiovisuelle Verdummung“ würdigte der Regisseur und Kameramann Kurt Brazda seinen Freund und Kollegen Peter Pawlowsky. Pawlowsky habe aus einem „braven Kirchenfernsehen“ das „spannendste Ressort des ORF“ geformt und sich zugleich als „bester Moderator des ORF“ etabliert, so Brazda.

Journalistisch habe es Pawlowsky stets verstanden, „komplexe Inhalte ohne Niveauverlust kompakt zusammenzufassen“ und so der „medialen Verdummungsindustrie“ die Stirn zu bieten.

„Den Mund gegen Menschenfeindlichkeit aufmachen“

Pawlowsky bedankte sich seinerseits mit einer Verteidigung eines pointierten Religionsjournalismus’: Allenthalben zeige sich heute eine Form „christlicher Politik“, die vordergründig eine „Verteidigung des Abendlandes“ vorgebe, tatsächlich jedoch sich in „Menschenfeindlichkeit“ erschöpfe.

In dieser Situation brauche es einen profilierten Journalismus, so Pawlowsky, der den Mund aufmache und sich auf die Seite der Armen und Bedürftigen stelle: „Ich werde auch künftig den Mund aufmachen - immer in der unerschütterlichen Hoffnung auf ein menschenfreundliches Österreich“.

Biografische Notizen

Gabriele Neuwirth wurde 1947 im steirischen Wildon in eine Arbeiterfamilie geboren, machte zunächst eine Ausbildung zur Volksschullehrerin in Graz, ehe sie von 1968 bis 1985 als Redakteurin des steirischen Sonntagsblattes tätig war. Anschließend ging sie nach Wien, wo sie Politikwissenschaft, Entwicklungspolitik, Philosophie und Zeitgeschichte studierte und gleichzeitig als freie Journalistin für diverse Tageszeitungen schrieb.

1992 war sie Mitbegründerin der Tageszeitung „täglich alles“ und leitete hier das Ressort Innenpolitik, ehe sie von 1994 bis 1998 dieselbe Funktion bei der Wiener Redaktion der Tyrolia-Wochenzeitung „präsent“ übernahm. Von 1998 bis zu ihrer Pensionierung mit Jahresbeginn 2009 war sie Redakteurin bei der Wiener Kirchenzeitung „Der Sonntag“ im Ressort Politik/Sozialpolitik.

Netzwerk für Medienschaffende

Seit 2005 prägte Neuwirth als Vorsitzende den Verband Katholischer Publizistinnen und Publizisten als ein Unterstützungsnetzwerk für Medienschaffende, u.a. durch den Start einer Journalismus-Jobbörse im Verbands-Newsletter, durch Förderung von Jungjournalisten im Rahmen des Projekts „Podium-Praktikum“ sowie eine Gruppe „U35“, den Start des Verbands-Infoblattes „PUBLIcum“ und die Vermittlung von Volontariatsstipendien.

Auf Neuwirths Initiative wurde 2014 zudem das christlich-muslimische Volontariat ins Leben gerufen, bei dem ein Muslim die Möglichkeit der Mitarbeit bei einer christlichen Zeitung bzw. umgekehrt erhält.

Parallel dazu war und ist Neuwirth in zahlreichen weiteren Funktionen engagiert, darunter seit 1994 als Lehrende und Mitgestalterin der Katholischen Medienakademie (KMA), u.a. mit den Schwerpunkten journalistische Medienethik und Vermittlung der journalistischer Methoden sowie als Betreuerin des KMA-Magazins „Werksatz“.

Intellektueller der Konzilsgeneration

Peter Pawlowsky gilt als „einer der führenden katholischen Intellektuellen der Konzilsgeneration“, wie ihn die Wochenzeitung „Die Furche“ zu seinem 80er würdigte. Unter seiner Führung habe die einst als „Kirchenfunk“ bezeichnete Hauptabteilung Religion im ORF Unabhängigkeit von den Religionsgemeinschaften entwickelt, ohne dabei antikirchlich zu sein. Vielmehr sei es ihm zu verdanken, dass Religion in ihren existenziellen wie politischen Dimensionen thematisiert wurde.

1937 in Wien geboren, studierte Pawlowsky Germanistik, Philosophie und Kunstgeschichte und machte zudem die Buchhändlerprüfung. Von 1969 bis 1987 war er innenpolitischer Journalist bei der Wochenzeitung „präsent“, 1972 wurde er Gründungs-Chefredakteur der kirchlichen Medienzeitschrift „Multimedia“.

Religion im Fernsehen entwickelt

Gleichzeitig wirkte er ab den frühen 1970er-Jahren im ORF. Von 1972 bis 1975 führte er unter dem Titel „Fragen des Christen“ 148 TV-Bibelgespräche, moderierte daneben die Sendung „Orientierung“, später „Nachtstudio“ und „Kontroverse“ und war Gastgeber des „Club 2“. 1977 wurde er verantwortlicher Redakteur des ORF-Studienprogramms „Wem glauben?“.

Von 1990 bis 1997 war Pawlowsky Hauptabteilungsleiter der Religions-Abteilung des ORF. Von 1995 bis 2000 präsentierte er die von ihm mitentwickelte Sendung „kreuz&quer“.

Engagierter Christ

Kirchlich sozialisiert wurde Pawlowsky in den 1950er-Jahren in der Katholischen Hochschulgemeinde Wien um Karl Strobl und Otto Mauer, engagiert war er in zahlreichen kirchlichen Funktionen und Ämtern: So war er von 1971 bis 1974 Vorsitzender der „Arge katholischer Journalisten“, von 1974 bis 1977 Vorsitzender des „Katholischen Zentrums für Massenkommunikation Wien“ und von 1998 bis 2001 Kuratoriumsvorsitzender des Literarischen Forums der Katholischen Aktion.

Von 1999 bis 2000 war er Mitglied der Bischöflichen Medienkommission, und von 2000 bis 2004 Sprecher des „Forums Kunst-Wissenschaft-Medien“ der Katholischen Aktion.

„Plattform Christen und Muslime“

2006 initiierte Pawlowsky mit dem früheren ORF-Auslandskorrespondenten Paul Schulmeister und dem Journalisten Heinz Nußbaumer die „Plattform Christen und Muslime“, in deren Vorstand er bis heute tätig ist. Von 2009 bis 2015 war er stellvertretender Obmann der kirchlichen Reformbewegung „Laieninitiative“. Viele Jahre war er zudem auch auch in führenden Funktion im Katholischen Akademikerverband Österreichs (KAVÖ) und dessen Wiener Verband tätig.

Peter Pawlowsky ist mit Susanne Heine, evangelische Pfarrerin und Professorin für Praktische Theologie und Religionspsychologie an der Universität Wien, verheiratet und Vater von drei Kindern. 1980 erhielt er für sein Wirken den Kardinal-Innitzer-Förderungs-Preis für Wissenschaftspublizistik, 1981 den Journalistenpreis des Katholischen Familienverbandes und 1998 den Axel-Corti-Preis.

religion.ORF.at/KAP