Papst bei Ökumene-Gipfel in Bari eingetroffen

Im süditalienischen Bari hat am Samstagmorgen ein ökumenisches Treffen von Papst Franziskus mit 23 hochrangigen Vertretern orientalischer und orthodoxer Kirchen begonnen.

Papst Franziskus hat zum Frieden für die Christen im Nahen Osten sowie für „unsere Freunde in jedem Volk und jedem Glauben“ aufgerufen. Gleichzeitig kritisierte er die „mörderische Gleichgültigkeit“ gegenüber dem Leiden in der Region.

„Der Nahe Osten, weint, leidet und schweigt“

„Der Nahe Osten, weint, leidet und schweigt, während andere auf diesen Ländern herumtrampeln auf der Suche nach Macht und Reichtum“, sagte der Papst bei einem ökumenischen Friedensgebet am Samstag in der süditalienischen Hafenstadt Bari.

Nach seiner Ankunft vor der Basilika San Nicola begrüßte der Papst einzeln die Patriarchen und Metropoliten, bevor er sich mit ihnen in die Krypta der Kirche begab. Dort entzündete er vor dem Reliquienschrein des heiligen Nikolaus eine Lampe in Form eines silbernen Schiffes.

Papst Franziskus mit Lampe in Form eines silbernen Schiffes

APA/AFP/Alberto Pizzoli

Papst Franziskus entzündete eine Lampe in Form eines silbernen Schiffes

In den vergangenen Jahren sei die Region zunehmend von Krieg, Gewalt, Zerstörung, Besatzung, Fundamentalismus und Vertreibung geplagt, so der Papst in einer kurzen Ansprache zu Beginn der Feier.

Christlicher Ursprung im Nahen Osten

Gleichzeitig warnte er davor, dass die Christen aus dem Nahen Osten verschwinden. Ohne diese wäre es „aber nicht mehr der Nahe Osten“. Franziskus erinnerte die Christen an ihren Ursprung in der Region. Dessen reiche theologische, geistliche und künstlerische Tradition müsse bewahrt werden, „denn im Nahen Ostern wurzeln unsere Seelen“, so Franziskus.

Bei dem einstündigen Gottesdienst mit 20 weiteren ostkirchlichen Kirchenvertretern wurden Gesänge und Gebete auf Italienisch, Englisch, Arabisch, Griechisch, Assyrisch, Armenisch und Französisch vorgetragen, das Evangelium mit den Seligpreisungen der Bergpredigt auf Arabisch. Nach dem Vaterunser, das jeder Teilnehmer in seiner Sprache betete, entzündete jeder Kirchenvertreter ein Friedenslicht, das auf einen gemeinsamen Leuchter gestellt wurde. An dem Gebetsgottesdienst nahmen gut Zehntausend Menschen teil.

Teilnehmer des Treffens

Zu den Teilnehmern des Friedens- und Gebetstreffens gehören der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. von Konstantinopel, das Oberhaupt der koptisch-orthodoxen Kirche, Papst Tawadros II., Metropolit Hilarion von der russisch-orthodoxen Kirche sowie andere Führer orthodoxer und altorientalischer sowie mit Rom verbundener Kirchen.

Teilnehmer des Ökumene Gipfels in Bari

APA/AFP/Alberto Pizzoli

Teilnehmer des Ökumene Gipfels in Bari

Nach dem Besuch in der Krypta fuhren der Papst und die anderen Teilnehmer des Treffens in einem offenen Kleinbus zum Hafengelände, wo ein Friedensgebet für den Nahen Osten geplant ist.

Beratungen hinter verschlossenen Türen

Anschließend kehren sie in die Kirche San Nicola zurück, um dort hinter verschlossenen Türen gemeinsam zu beraten. Nach einem gemeinsamen Mittagessen ist am Nachmittag die Verabschiedung vorgesehen. Danach reist der Papst nach Rom zurück. Das Motto des Treffens lautet: „Der Friede sei mit dir“.

Papst Franziskus und Bartholomaios I. von Konstantinopel

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Papst Franziskus und Bartholomaios I. von Konstantinopel

Nikolaus von Myra, der in der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts als Bischof in Kleinasien wirkte, der heutigen Südwesttürkei, ist einer der bekanntesten christlichen Heiligen. Er wird er sowohl in den Ostkirchen wie in der westlichen Kirche verehrt. Aus diesem Grund lud der Papst die Kirchenoberhäupter nach Bari ein, wo sich seit dem 11. Jahrhundert die Reliquien des Heiligen befinden.

Nach einem gemeinsamen Mittagessen im Haus des Erzbischofs von Bari wird der Papst die Kirchenoberhäupter am Nachmittag verabschieden und gegen 16 Uhr nach Rom zurückkehren.

religion.ORF.at/KAP