Vatikan: Häfen schließen löst Migrationsfrage nicht

Der Vatikan hat erneut deutlich Stellung in der Migrationsdebatte bezogen. Die Schließung von Häfen für Schiffe mit geretteten Migranten „ist keine Lösung. Wir haben dazu bereits unsere Sorge geäußert“, sagte Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin am Mittwochabend.

Die Migrationsdebatte sei auch Thema des Antrittsbesuchs der jüngst neu ernannten Kardinäle mit dem italienischen Staatspräsidenten Sergio Mattarella am Mittwoch gewesen, so Parolin laut italienischen Medien. Bei der Begegnung sei es „besonders um internationale Fragen“ gegangen. Die Nummer Zwei des Vatikan äußerte sich bei einer Pressekonferenz des Papstkrankenhauses „Bambino Gesu“ in Rom.

Salvini will Seenotrettern anlegen verbieten

Italiens Innenminister Matteo Salvini hatte zuvor eine weitere Abschottung Italiens angekündigt. Er wolle künftig nicht nur privaten Seenotrettern, sondern auch verstärkt Schiffen internationaler Missionen das Anlegen mit geretteten Migranten in Italien verbieten. Salvini nimmt derzeit am informellen EU-Innenministertreffen in Innsbruck teil, bei dem das Thema Asyl und Migration im Zentrum der Aufmerksamkeit steht.

Flüchtlinge gehen in Catania vom Schiff

APA/AFP/Giovanni Isolino

Flüchtlinge gehen in Catania von Bord der SOS Mediterranee

Vor Beginn des Treffens am Mittwochabend hatten sich bereits Italiens katholische Bischöfe gegen Landungsverbote für Flüchtlingsschiffe in Italien gewandt. Für ein Schiff in Schwierigkeiten könne man die Häfen nicht schließen, sagte der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Kardinal Gualtiero Bassetti, laut der Onlinezeitung Umbria 24 in Florenz. Man dürfe nicht riskieren, dass die Menschen an Bord in Not geraten oder ums Leben kommen.

Fremder „nicht Bedrohung, sondern Christus“

Bassetti betonte, sich nicht in die Debatte der Regierung einmischen zu wollen. Die Sichtweise der Kirche sei aber die des barmherzigen Samariters, der sich um den Nächsten kümmere. Der Kardinal und Erzbischof von Perugia äußerte sich anlässlich des Festes des Ordensgründers Benedikt, der als Vater des abendländischen Mönchtums gilt.

Dabei verwies Bassetti laut dem katholischen Pressedienst SIR auf Benedikts Gebot der Gastfreundschaft. Der Fremde werde „nicht als Bedrohung gesehen, sondern als Christus selbst, der an die Tür klopft“. Der Ordensgründer habe diese Regel gerade in einer Zeit „sogenannter Barbareneinfälle“ festgeschrieben, so der Kardinal.

Papst plädiert für Menschlichkeit

Die Zivilisation habe ihren womöglich entscheidendsten Schritt getan, als sie den Fremden nicht mehr als Feind, sondern als Gast betrachtet habe, sagte Bassetti weiter mit einem Zitat des päpstlichen „Kulturministers“ Kardinal Gianfranco Ravasi. Dies gelte „immer noch und vielleicht gerade heute“, so Bassetti.

Auch Papst Franziskus hatte am Mittwoch unter Berufung auf Benedikt von Nursia auf Twitter für Menschlichkeit in Europa plädiert: „Wenn Europa den Menschen in den Mittelpunkt stellt, kann es wieder Hoffnung finden. Heiliger Benedikt, bete für uns!“ schrieb der Papst auf seinem deutschsprachigen Accocunt.

religion.ORF.at/KAP

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