Disput in Serbien um abgesagten Papst-Besuch

Unter Serbiens Politikern ist ein öffentlicher Streit um einen vor zwei Jahren geplanten und abgesagten Papstbesuch entbrannt. Der damalige Präsident Nikolic hatte den Papst im Jänner 2016 eingeladen. Doch schon wenige Tage später machte er die Einladung rückgängig.

Dass Papst Franziskus auf Einladung des damaligen serbischen Präsidenten Tomislav Nikolic im Mai 2016 Belgrad besuchen sollte, hatte in der Vorwoche zum ersten Mal Außenminister Ivica Dacic enthüllt.

Papst wieder ausgeladen

Der Grund für den undiplomatischen Schritt lag im anhaltenden Widerstand der serbisch-orthodoxen Kirche gegen den Papstbesuch. Ein Papst-Besuch in Belgrad wäre von Staatsinteresse, erklärte nun Dacic unter besonderem Hinweis darauf, dass der Kosovo, der sich 2008 für unabhängig erklärt hatte, vom Vatikan nicht als eigener Staat anerkannt wird.

Empörung über Enthüllungen

Ex-Präsident Nikolic (2012-2017) reagierte empört auf die Enthüllungen von Dacic. Der Außenminister sei nicht befugt, Informationen über den nicht stattgefundenen Papst-Besuch an die Öffentlichkeit zu tragen, meinte Nikolic am Donnerstag gegenüber der Tageszeitung „Vecernje novosti“.

Dacic habe dem Staat damit Schaden zugefügt, so der Ex-Präsident, der während seiner Amtszeit für so manchen diplomatischen Skandal gesorgt hatte, unter anderem mit der Aussage, dass es in Srebrenica während des Bosnien-Krieges keinen Völkermord gegeben habe.

In den Streit hat sich unterdessen auch Vizeministerpräsidentin Zorana Mihajlovic mit der Feststellung eingeschaltet, dass Serbien ein säkularer Staat sei, weshalb der Papst-Besuch eigentlich kein Problem darstellen sollte. Die Beziehungen zwischen dem Vatikan und der serbisch-orthodoxen Kirche seien eine Angelegenheit, in die sich der Staat nicht einmischen sollte, meinte sie.

Angespannte Situation zwischen Behörden und Kirche

Der Grund für den nun ausgebrochenen politischen Disput dürfte nach Meinung der Tageszeitung „Danas“ eigentlich ganz anderswo liegen - in den derzeit etwas gespannten Beziehungen zwischen den Behörden und der serbischen Kirche.

Kirchliche Würdenträger haben sich neuerdings sehr kritisch zu den Bemühungen der Staatsspitze um die Lösung der Kosovo-Frage geäußert, vor allem zur Idee von Präsident Aleksandar Vucic, in Serbien eine Volksabstimmung zur Kosovo-Frage zu organisieren, nachdem im Normalisierungsdialog mit Prishtina eine Vereinbarung erzielt wurde. Wie geplant, soll der Normalisierungsdialog nämlich mit einem rechtlich bindenden Abkommen abgeschlossen werden. Serbien lehnt es nach wie vor ab, die Unabhängigkeit des Kosovo, seiner früheren Provinz, anzuerkennen.

religion.ORF.at/APA