Schaffelhofer: „Pillenverbot“ für Kirche Imageschaden
Die Glaubwürdigkeitskrise der Kirche in Fragen der Sexualmoral erfasste laut Schaffelhofer, bald auch andere Bereiche wie Familie, Bildung oder Wissenschaft und stelle „eine bittere Pille“ dar.
„Schöne Passagen“ nicht wahrgenommen
In ihrem Beitrag für die aktuelle Ausgabe der Wochenzeitung „Die Furche“ bedauerte es Schaffelhofer, dass „die wirklich schönen Passagen der Enzyklika über die Liebe von Frau und Mann und die Würde ihrer sexuellen Gemeinschaft“ vom päpstlichen Verbot der künstlichen Empfängnisregelung überlagert und überhaupt nicht wahrgenommen wurden.
kathbild/Franz Josef Rupprecht
Im Pillenverbot „verannt“
Auch unter Katholiken hätten das „Pochen auf das kirchliche Lehramt“ und die Appelle an die Gehorsamspflicht „ihre Wirkung verfehlt“. Bei der sogenannten natürlichen Methode liege doch dieselbe Intention vor wie bei der künstlichen, gab die KAÖ-Präsidentin den Einwand viele Gläubiger wieder.
Schaffelhofer würdigte die Enzyklika dafür, bereits 1968 vor einer zunehmend hedonistischen Welt zu warnen, „in der das göttliche Geschenk der Sexualität vielfach auch missbraucht wird“. Aber - so wandte sie weiter ein - „anstatt wirkliche Hilfestellungen für eine verantwortete Elternschaft zu geben, hat man sich im Pillenverbot verrannt“.
Kompetenz in Sexualmoral abgesprochen
Die Folge: Zunächst sei die Kirche in Fragen der Sexualmoral nicht mehr ernst genommen worden, zölibatär lebenden Männern sei die Kompetenz in Ehe- und Sexualfragen aberkannt worden, so Schaffelhofer. Heute erreiche die Kirche viele Menschen „auch in den wirklich wesentlichen Fragen“ wie dem Schutz des beginnenden und endenden menschlichen Lebens, der Reproduktionsbiologie und den verschiedenen Manipulationen des menschlichen Erbgutes gar nicht mehr.
Das kirchliche Lehramt habe einen Bedeutungsverlust als Richtschnur für die eigene Gewissensbildung erlitten, so Schaffelhofer weiter: „Heute sind die Beichtstühle leer, man klärt seine Angelegenheiten mit Gott direkt oder gar nicht.“
Schaffelhofer bedauert Imageschaden
Insofern habe „Humanae vitae“ zwar eine „enorme Wirkungsgeschichte“ entfaltet, „allerdings anders als dies von Papst Paul VI. intendiert war“, bedauerte die KAÖ-Präsidentin den anhaltenden Imageschaden der Kirche.
religion.ORF.at/KAP
Mehr dazu:
- Mehr als „Pillenverbot“? Was in „Humanae vitae“ steht
(religion.ORF.at; 21.07.2018)