Nicaraguas Bischöfe beraten über Vermittlerrolle

Nicaraguas Bischöfe wollen am Montag über die Fortsetzung ihrer Vermittlerrolle beraten. Sie reagieren damit auf den Vorwurf von Präsident Daniel Ortega, die Kirchenvertreter stünden auf der Seite der „Putschisten“.

Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Managuas Kardinal Leopoldo Brenes, sagte dem nicaraguanischen Sender „100% Noticias“, die Bischöfe wollten „die Worte des Präsidenten meditieren“ und danach eine Entscheidung treffen.

Gespräche bisher erfolglos

Brenes betonte auch, das nicaraguanische Volk erwarte von den Kirchenführern eine Rolle als Vermittler und Zeugen des Dialogs. Die aus zehn Bischöfen bestehende Nicaraguanische Bischofskonferenz hatte am 16. Mai einen nationalen Dialog zwischen Regierung und Oppositionskräften eröffnet, um einen Ausweg aus der aktuellen Krise zu suchen. Das Gespräch wurde seither mehrfach unterbrochen.

Kardinal Brenes sagte weiter, der Dialogprozess habe Rückhalt aus ganz Lateinamerika erhalten. Auch aus Italien, Spanien, Frankreich und Deutschland sei Unterstützung eingegangen. Der Lateinamerikanische Bischofsrat CELAM rief den Sonntag als Tag der Solidarität und des Gebets für Nicaragua aus.

Bischöfe laut Präsident „Putschisten“

„Ich habe gedacht, sie seien Vermittler, aber sie haben sich mit den Putschisten zusammengetan. Sie waren ein Teil des Plans der Putschisten“, sagte Präsident Ortega nach Angaben der regierungskritischen Tageszeitung „La Prensa“ vergangene Woche in einer Rede vor Anhängern.

Ortega bezog sich auf den Vorschlag der Bischöfe und von Vertretern der Zivilgesellschaft, die eine vorgezogene Neuwahl als Lösung der innenpolitischen Krise vorschlugen. Seine sandinistischen Anhänger skandierten nach der Rede Ortegas im Beisein des Päpstlichen Nuntius Waldemar Sommertag lautstark: „Putschisten, Putschisten!“

Mehrere Attacken auf Bischöfe

Die Kirche versuchte sich in der Vergangenheit als Vermittler im Konflikt zwischen Staat und Kritikern, geriet aber zuletzt selbst ins Visier. Erst vor wenigen Tagen war der nicaraguanische Bischof Juan Abelardo Mata in seinem Auto beschossen worden, blieb nach Angaben der Bischofskonferenz aber unverletzt. Einige Tage davor war Managuas Weihbischof Silivo Baez bei einer Attacke von regierungsnahen Paramilitärs in einer Kirche leicht verletzt worden - mehr dazu in Regierungsanhänger in Nicaragua greifen Bischöfe an.

Die aktuelle Krise in Nicaragua entzündete sich Mitte April an einer inzwischen zurückgenommenen Rentenreform. Anschließend richteten sich die Proteste gegen die Einschränkung der Presse- und Meinungsfreiheit sowie gegen staatliche Gewalt. Inzwischen fordern Vertreter der Zivilgesellschaft den sofortigen Rücktritt von Präsident Ortega.

religion.ORF.at/KAP

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