Visitator: Medjugorje-Pilgerwesen konzilskonform

Das Pilgerwesen im bosnisch-herzegowinischen Ort Medjugorje entspricht laut dem neuen Apostolischen Visitator mit Spezialbefugnissen, Erzbischof Henryk Hoser, den Vorgaben des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-65).

Mit dieser Feststellung bekannte Hoser in einer Predigt im Marienwallfahrtsort am vergangenen Sonntag laut Vatican News (Montag) seine grundsätzlich positive Einstellung zum Phänomen Medjugorje. Von 2010 bis 2015 hatte eine eigene vatikanische Kommission unter Leitung von Kardinal Camillo Ruini das Phänomen Medjugorje untersucht; die Ergebnisse sind weiterhin nicht veröffentlicht.

Pilgerinnen und Pilger in Medjugorje, Bosnien

APA/AFP/Elvis Barukcic

Pilgerinnen und Pilger in Medjugorje, Bosnien

Hoser hatte vor seinem Eintreffen in Bosnien-Herzegowina bei einem Besuch in Neapel gewarnt, dass es verschiedene „dämonische“ Kräfte gebe, die auf eine „Zerstörung des Wallfahrtsorts“ zielten. Eine dieser Kräfte sei die Mafia. Diese wolle in das Geschäft mit dem Medjugorje-Pilgertourismus eindringen.

Noch keine abschließende Bewertung

Zwar sollte schon lange eine abschließende Bewertung des Vatikans zu Medjugorje vorliegen, aber die Verantwortlichen in Rom zögern weiterhin. Papst Franziskus unternahm in dieser Situation einen Zwischenschritt und ernannte im Mai 2017 den polnischen Erzbischof Henryk Hoser zum Sonderbeauftragten für den Wallfahrtsort. Mit 5. Juli 2018 wurde sein Rang durch ein päpstliches Dekret zum Apostolischen Visitator erhöht. Sein Mandat enthält allerdings keine Beurteilung der Echtheit der Marienerscheinungen, sondern ausschließlich die Überprüfung des konzilsgemäßen Ablaufs der Pilgerseelsorge.

„Sie kommen, um Christus zu treffen“

An der Messe am vergangenen Sonntag, 22. Juli, in Medjugorje nahmen neben zahlreichen Pilgern und Geistlichen aus der Region auch der Apostolische Nuntius in Bosnien-Herzegowina, Erzbischof Luigi Pezzuto, teil. An diesem Ort, so unterstrich Erzbischof Hoser in seiner Predigt, habe die Volksfrömmigkeit Christus zum Zentrum. Die zentrale Frage, die man sich stellen müsse, sei es, warum so viele Menschen den Weg nach Medjugorje suchten.

„Die Antwort, die sich aufdrängt, ist die folgende: Sie kommen, um jemanden zu treffen, um Gott zu treffen, um Christus zu treffen, um seine Mutter zu treffen. Und dann, um die Straße zu entdecken, die zu dem Glück führt, im Haus des Vaters und der Mutter zu leben“, sagte der Visitator, der nach dem Wunsch des Papstes den Pilgern und ihren Seelsorgern Stabilität und Anleitung in Medjugorje geben solle.

„Marianischer Weg“

Es sei der „marianische Weg“, den viele Pilger als den sichersten Weg zu diesem Glück identifiziert hätten, so der Erzbischof weiter. Es handle sich bei der Marienverehrung jedoch „wirklich um einen Kult, der Christus zum Zentrum hat, da er - wie Paul VI. sagte - von Christus seinen Ursprung und seine Wirksamkeit hat, in Christus seinen vollkommenen Ausdruck findet und durch Christus im Heiligen Geiste zum Vater führt“.

Im Übrigen habe das Zweite Vatikanische Konzil „mit Kraft betont“, wie „die verschiedenen Formen der Verehrung der Gottesmutter, die die Kirche im Rahmen der gesunden und rechtgläubigen Lehre gutgeheißen hat, sich in harmonischer Unterordnung unter die Christus-Verehrung entfalten und um ihn kreisen wie um ihren natürlichen und notwendigen Mittelpunkt“, so der Erzbischof weiter. Medjugorje biete Raum für die göttliche Gnade durch die Fürsprache der Gottesmutter, die an diesem Ort als „Königin des Friedens“ verehrt werde.

religion.ORF.at/KAP

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