Womöglich Apostel-Reliquiar in Nordisrael gefunden

Bei Grabungen im nordisraelischen Al-Araj am See Genezareth haben israelische Archäologen möglicherweise ein Reliquiar für die Apostel Petrus, Andreas und Philippus gefunden, wie die Tageszeitung „Haaretz“ (Donnerstag-Ausgabe) berichtete.

Die Forscher fanden einen 300 Kilogramm schweren Basaltblock mit drei eingearbeiteten Fächern. Der leitende Archäologe, Mordechai Aviam vom „Kinneret Academic College“ vertritt die These, dass es sich bei Al-Araj um die antiken Städte Bethsaida und Julias und damit um die Heimatstädte der drei Apostel handelt. Andere archäologische Theorien halten das zwei Kilometer weiter nördlich in den Golanhöhen gelegene Et-Tell für das biblische Bethsaida.

Jüngste Grabungen in Al-Araj haben demnach Funde aus frühchristlicher Zeit zutage gefördert, darunter Reste einer reich ausgestatteten byzantinischen Kirche. Der jetzt gefundene Basaltstein wurde laut Bericht jedoch nicht in den Kirchenruinen, sondern in den Resten eines Hauses aus osmanischer Zeit gefunden, das zum Teil mit älteren Steinen erbaut worden war.

Keine Einigkeit unter Archäologen

Die Unterseite des Basaltsteins ist unbehauen, während in die Oberseite drei Fächer eingearbeitet sind. Dies deute auf die Nutzung als Reliquiar hin, da Reliquiare in dieser Zeit in die Erde unter den Altar platziert worden seien. Angesichts des Fundortes und unter Hinzunahme des Pilgerberichts des Heiligen Willibald könnte es sich möglicherweise um das Reliquiar der Apostelkirche in Bethsaida handeln. Willibald berichtete im 8. Jahrhundert von einer Kirche der Apostel Petrus und Andreas über deren Wohnhäusern in Bethsaida.

Der in Et-Tell forschende Archäologe Rami Arav hält die Gleichsetzung von Al-Araj mit Bethsaida unterdessen laut Zeitung für nicht überzeugend. Die dortigen Funde stammten aus byzantinischer Zeit und seien damit 300 bis 400 Jahre jünger als die Funde in Et-Tell. Möglicherweise habe es sich bei Al-Araj um ein römisches Heerlager aus der Zeit von König Agrippas II. gehandelt.

religion.ORF.at/KAP/KNA

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