Kirche besorgt über rassistische Übergriffe in Italien

Nach der Tötung eines 43-jährigen Marokkaners in Aprilia hat sich der Jesuiten-Flüchtlingsdienst besorgt über wachsenden Rassismus und Gewalt gegen Einwanderer in Italien geäußert.

In einer Erklärung am Montag sprach die Flüchtlings-Fachstelle Centro Astalli in Rom von einer „Eskalation“. Binnen weniger als zwei Monaten seien zwölf Immigranten verletzt worden, darunter ein zweijähriges Mädchen und eine Schwangere.

Verfolgung und Schläge

In der Nacht zum Sonntag hatten in der Stadt Aprilia südlich von Rom Anwohner ein Fahrzeug verfolgt, in dem sie - wie sie später aussagten - Einbrecher vermuteten. Nachdem der Wagen verunglückte, schlugen laut Medienberichten die Verfolger auf einen der beiden ein, einen 43-jährigen Marokkaner; die andere Person konnte den Verfolgern entkommen. Beim Eintreffen der Polizei war der Marokkaner den Berichten zufolge tot. Unklar sei derzeit, ob der Mann an den Folgen des Unfalls oder durch die Misshandlungen starb. Gegen zwei Männer werde wegen fahrlässiger Tötung ermittelt.

Italiens rechtspopulistischer Innenminister Matteo Salvini hatte zuvor am Samstag gesagt, der „Rassismus-Alarm“ sei „eine Erfindung der Linken“. Einzig alarmierend sei, dass rund ein Drittel der Straftaten von Immigranten begangen werde. Die Italiener seien „wohlmeinende Menschen, aber ihre Geduld ist bald zu Ende“, so Salvini.

Jesuit: „Nicht zu Hass aufstacheln“

Der Leiter des Centro Astalli, Camillo Ripamonti, rief Politiker zur Mäßigung auf, um nicht unter den Bürgern zu Hass aufzustacheln und Gewalt zu legitimieren. Man dürfe die Situation „nicht unterschätzen“, so der Jesuit Ripamonti am Montag.

Für Schlagzeilen sorgte am Wochenende auch der Übergriff auf einen aus dem Senegal stammenden Kellner in Sizilien. Besucher eines Cafes in Partinico bei Palermo hatten den Mann laut Medienberichten als rassistisch beschimpft und geschlagen. Palermos Erzbischof Michele Pennisi verurteilte den Vorfall als rassistischen und fremdenfeindlichen Akt.

Keine Stellungnahme der Kirchenleitung

Zu dem mutmaßlichen Totschlag in Aprilia war von der Kirchenleitung am Montag keine Stellungnahme zu erhalten. Man wolle erst die Klärung des Sachverhalts abwarten, teilte ein Sprecher der Diözese Albano auf Anfrage mit.

religion.ORF.at/KAP