US-Ordensfrauen: Nein zu „Kultur des Schweigens“

Aus Anlass der Causa Kardinal McCarrick melden sich nun Ordensfrauen aus den USA zu Wort: Die Vereinigung Leadership Conference of Women Religious (LCWR) hat ihre Mitglieder aufgefordert, jeden sexuellen Missbrauch durch Geistliche zu melden.

Darüber hinaus forderten die Schwestern die kirchlichen Behörden auf, „Maßnahmen ergreifen, um eine Kultur des Schweigens zu beenden, Täter zur Rechenschaft zu ziehen und den Missbrauchten Unterstützung zu gewähren“.

Angriffe angeprangert

Die Vereinigung, die etwa 80 Prozent der römisch-katholischen Ordensfrauen in den USA vertritt, veröffentlichte zu Wochenbeginn eine Erklärung im Zusammenhang von Beschwerden mehrerer LCWR-Mitglieder, die Angriffe von Priestern und Bischöfen angeprangert hatten. Das Anzeigen von Missbrauch erfordere viel Mut und Stärke, erklärte die LCWR, „aber diese schreckliche Praxis ans Licht zu bringen, könnte der einzige Weg sein, dass der sexuelle Missbrauch durch diejenigen, die Vertrauen in die kirchliche Gemeinschaft haben, beendet wird“.

Kardinal Theodore McCarrick ist der ranghöchste Vertreter der katholischen US-Kirche, dem sexueller Missbrauch zur Last gelegt wird, darunter Übergriffe auf mindestens zwei damals Minderjährige. Am Wochenende trat McCarrick aus dem Kardinalskollegium zurück; ein seit mehr als 90 Jahren nicht mehr dagewesener Vorgang. Papst Franziskus befahl ihm zugleich, sich bis zu einem kirchlichen Prozess aus dem öffentlichen Leben zurückzuziehen und sein Priesteramt nicht mehr öffentlich auszuüben.

Priester üben Kritik

Unterdessen stellen sich immer mehr katholische Priester öffentlich gegen den prominenten Kirchenmann. Bei zahlreichen Gottesdiensten in den vergangenen Tagen hätten Priester statt über das vorgesehene Predigtthema über sexuellen Missbrauch durch Geistliche gesprochen, berichtete die US-Nachrichtenagentur Catholic News Service am Dienstag. Andere seien neben dem Regelablauf der Messe auf das Thema eingegangen.

Einige Priester nutzten demnach auch die Sozialen Netzwerke, um ihre Haltung zur Causa McCarrick zum Ausdruck zu bringen. Die Forderungen nach Veröffentlichung und Aufklärung der Opfergeschichten stoßen nach Angaben der Priester auf ein überwiegend positives Echo.

Auch in der Erzdiözese Washington, der McCarrick von 2001 bis 2006 vorstand, reagierten Geistliche auf die Vorhaltungen. Die Erzdiözese hatte am Sonntag erstmals mit einer schriftlichen Erklärung auf die Enthüllungen geantwortet. Darin teilte sie mit, es habe erst im Juni Kenntnisse über die Verdächtigungen gegeben. Mehrere ehemalige und noch aktive Priester gaben jetzt an, von McCarrick vor rund 50 Jahren sexuell missbraucht worden zu sein. Der Erzbischof soll auch mindestens zwei damals Minderjährige sexuell missbraucht haben.

religion.ORF.at/KAP/KNA

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