Hiroshima: Kirchenvertreter für Welt ohne Atomwaffen

Zahlreiche Vertreter der christlichen Kirchen in Österreich haben sich im Vorfeld des traditionellen Hiroshima-Tages (6. August) am Montag einmal mehr für eine Welt ohne Atomwaffen ausgesprochen.

Sie nahmen den Gedenktag an den Abwurfes der ersten Atombombe über Hiroshima am 6. August 1945 zum Anlass, das am 7. Juli 2017 von 122 Nationen beschlossene UNO-Abkommen gegen Atomwaffen einmal mehr in Erinnerung zu rufen. Dieses müsse von den großen Atommächten endlich unterzeichne werden und es müssten Taten folgen, so der Tenor der Grußadressen an die Veranstalter des traditionellen Hiroshima-Gedenkens in Wien.

Die Verbreitung von Waffen verschlimmere eindeutig Konfliktsituationen und verursache enorme Kosten auf menschlicher und materieller Ebene, „die dann die Entwicklung und die Suche nach einem dauerhaften Frieden bedrohen“, so Kardinal Christoph Schönborn in seiner Erklärung. Der Wiener Erzbischof erinnerte zudem an die Ansprache von Papst Franziskus zum Weltgebetstag für den Frieden am 20. Juli 2016 in Assisi.

Schönborn: Allein der Friede ist heilig

Dort habe er eindringlich gemahnt, dass man angesichts von Krieg und Ungerechtigkeit niemals gleichgültig bleiben dürfe. Deshalb dürfe man nie müde werden zu erinnern, „dass der Name Gottes die Gewalt nie rechtfertigen kann. Allein der Friede ist heilig. Nur der Friede ist heilig, nicht der Krieg! In diesem Sinn appelliere ich für die Abrüstung sowie für das Verbot und die Abschaffung der Atomwaffen“, so Schönborn, der zugleich die Bedeutung des Atomwaffenverbotsvertrags hervorhob.

Österreich habe federführend bei diesem Vertrag 2017 mitgewirkt, so der Linzer Bischof Manfred Scheuer. „Und doch darf weder die Politik noch die Zivilgesellschaft ihre Hände in den Schoß legen.“ Noch immer werde von wesentlichen Staaten den Atomwaffenverbotsvertrag nicht unterzeichnet, kritisiert Scheuer: „Solange das nicht geschieht, ist uns eine latente und permanente Bedrohung durch den möglichen Einsatz dieser Vernichtungswaffen und ihrer unkontrollierbaren Folgewirkungen gewiss.“

Der Bischof nimmt weiters die zunehmend angefeindeten Flüchtlinge in Schutz: „Die Menschen, die vor Gewalt und Terror aus ihrer Heimat flüchten mussten, sind keine Bedrohung. Vielmehr muss uns ihr Schicksal aufrütteln, mehr gegen die Bedrohung durch ausgefeiltere und mörderischere Waffensysteme zu unternehmen.“

Bünker kritisiert Trump

In einer Phase der zunehmenden geopolitischen Spannungen und politischen Unberechenbarkeit, für die insbesondere der US-Präsident Donald Trump steht, „wird die Tatsache, dass es nach wie vor eine ungeheuer große Zahl atomarer Sprengköpfe gibt, zur Bedrohung des Friedens“, warnte der evangelische Bischof Michael Bünker.

Es brauche daher den verstärkten Einsatz für den Frieden, vor allem die Abschaffung aller Atomwaffen. Bünker: „Das Verbot von Atomwaffen muss umgesetzt werden! Das sind wir es den Opfern von Hiroshima und Nagasaki, den Überlebenden und deren Nachkommen, aber auch den zukünftigen Generationen schuldig.“ Atomwaffen, ob eingesetzt oder angedroht, seien „grob böse, moralisch falsch und eine Sünde gegen heutige und künftige Generationen“.

Anstatt Atomwaffen aus der Welt zu schaffen, „haben verantwortungslose und verbrecherische Regierungen diese Vernichtungswaffen weiterentwickelt und perfektioniert“, schreibt der reformierte Landessuperintendent Thomas Hennefeld in seiner Grußadresse. Mit dem heute existierenden Potential an Atomwaffen können der ganze Planet mehrfach ausgelöscht werden.

Ächtung und Verschrottung aller Atomwaffen

Hennefeld: „Christen haben die Mission, die Welt gerechter und friedlicher zu gestalten. Daher dürfen sie sich nicht damit abfinden, dass einige mächtige Staaten auch weiterhin über Atomwaffen verfügen und anderen dieses Recht abgesprochen wird.“ Christen müssten gemeinsam mit allen verantwortungsbewussten Menschen, Religionsgemeinschaften und Friedensorganisationen konsequent für atomwaffenfreie Zonen und in der Folge für die Ächtung und Verschrottung aller Atomwaffen weltweit eintreten, so Hennefeld, Nachsatz: „Ohne wenn und aber.“

In die gleiche Kerbe schlägt der Vorsitzende der Superiorenkonferenz der männlichen Ordensgemeinschaften, Abt-Emeritus Christian Haidinger. Er schrieb: „In aller Ohnmacht gegenüber den Mächtigen dieser Welt ist es wichtig, dass sich friedliebende Menschen zu Wort melden, ihre Stimme erheben, vergangener Gräuel gedenken, friedliches Miteinander beispielhaft leben und unermüdlich zum Frieden aufrufen und ermutigen!“ Weitere Statements gibt es u. a. von Bischof Benno Elbs, dem altkatholischen Bischof Heinz Lederleitner und dem Wiener Weihbischof Franz Scharl.

Gedenken auf Stephansplatz

Bei der traditionellen Hiroshima-Gedenkveranstaltung am Montag, 6. August, auf dem Wiener Stephansplatz (ab 18.00 Uhr) wurde u. a. eine Grußadresse von Bundespräsident Alexander van der Bellen verlesen. Zahlreiche Vertreter von Friedensgruppen werden das Wort ergreifen. Ab 20.30 Uhr gab es vom Stephansplatz weg einen Laternenmarsch zur Karlskirche. Veranstalter ist die Wiener Friedensbewegung gemeinsam mit der Hiroshima-Gruppe Wien.

Buddhistisches Gedenken

Am Gedenktag des Atombombenabwurfs auf Nagasaki (9. August) findet um 20.00 Uhr eine Buddhistische Gedenkzeremonie bei der Friedenspagode (1020 Wien, Hafenzufahrtsstraße) statt. In Melk laden Friedensgruppen am Samstag, 11. August, von 10.00 bis 13.00 Uhr zu einer Gedenkaktion in der Fußgängerzone.

Am 6. August 1945 hatte die US-Luftwaffe eine Atombombe über der japanischen Großstadt Hiroshima abgeworfen, drei Tage später eine zweite über Nagasaki. Nach Schätzungen starben insgesamt mehr als 250.000 Menschen sofort oder teils Jahre später an Verbrennungen und Strahlenschäden.

religion.ORF.at/KAP

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