Mariazell: Traditionelle Roma-Wallfahrt

Am Sonntag findet zum 23. Mal die traditionelle Roma-Wallfahrt nach Mariazell statt. Erwartet werden Teilnehmer aus Österreich, Deutschland und Ungarn.

Dem Gottesdienst um 10.00 Uhr in der Basilika steht in diesem Jahr wieder der Wiener Weihbischof Franz Scharl vor. Nach dem Festgottesdienst gibt es vor der Basilika wieder kleinere kulturelle Darbietungen und eine Agape. Die Wallfahrt endet am Nachmittag mit einer Andacht.

Die Pilgerreise der Roma (vor allem aus dem Burgenland) in das steirische Marienheiligtum weist eine jahrhundertelange Tradition auf, die während des NS-Regimes unterbunden und im August 1996 von den österreichischen Roma-Vereinen und vom ehemaligen langjährigen Superior von Mariazell und jetzigen Bischofsvikar für das Wallfahrtswesen in der Diözese Eisenstadt, Pater Karl Schauer, wieder ins Leben gerufen wurde.

Die Basilika Mariazell

APA/Helmut Fohringer

Zum 23. Mal nach dem Zweiten Weltkrieg findet die Wallfahrt von Roma und Sinti nach Mariazell statt.

Scharl: Roma und Sinti un die Kirche integrieren

Weihbischof Scharl ist in der Österreichischen Bischofskonferenz seit 2015 für Roma und Sinti zuständig. Seither bemüht er sich, sie verstärkt ins kirchliche Leben zu integrieren. Immer noch bestehende Ausgrenzungen - in der Kirche wie in der Gesellschaft - müssten überwunden werden, so Scharl im Kathpress-Interview: „Wir müssen unser ehrliches Interesse an den Roma und Sinti unter Beweis stellen und ihnen zeigen, dass sie zur Kirche, zur Familie Gottes dazugehören.“

Das bedeute u.a. auch, dass es für die Roma- und Sinti-Seelsorge mehr kirchliche finanzielle Mittel brauche, so der Appell des Bischofs an die Diözesen. Finanziell, personell und inhaltlich gebe es in diesem speziellen Feld der Seelsorge noch „viel Luft nach oben“, appellierte der Bischof.

Sinti-Wallfahrt nach Karnabrunn

Die Mariazell-Wallfahrt der Roma ist nicht die einzige derartige Initiative in Österreich. Seit 2016 gibt es auch eine Wallfahrt der Sinti in die Weinviertler Pfarre Karnabrunn. Die jüngste Wallfahrt, der ebenfalls Scharl vorstand, fand am 19. Mai statt. Zum Gottesdienst hatte der Sinti-Musiker Zipflo Weinrich bereits 2017 im Auftrag von Scharl eine eigene Komposition mit Sinti-Musik verfasst.

Scharl begründete die Initiative damit, die Kultur der Sinti und Roma stärker in den katholischen Gottesdienst integrieren zu wollen. Ähnliche Messgesänge brauche es auch noch in der Musik der Roma, so Scharl.

Nazis ermordeten 500.000 Roma und Sinti

Am 2. August war der Weihbischof auch erstmals bei einer Veranstaltung in Wien aus Anlass des internationalen Gedenktags des Roma-Genozids mit dabei. Insgesamt wurden von den Nazis während des Zweiten Weltkriegs rund eine halbe Million Roma und Sinti ermordet. Symbolisch dafür steht die Nacht vom 2. auf den 3. August, als 2.897 Roma und Sinti, Männer, Frauen und Kinder, in den Gaskammern von Auschwitz-Birkenau ermordet wurden.

Damals wurde das sogenannte „Zigeuner(familien)lager“ liquidiert. Unter den Opfern waren auch mehrere Hundert österreichische Roma. Die Wiener Veranstaltung auf dem Ceija-Stojka-Platz im 7. Bezirk stand unter dem Motto „Dikh he na bister! Schau und vergiss nicht!“.

40.000 Roma und Sinti in Österreich

In Österreich leben rund 40.000 Roma und Sinti. Seit den 1990er Jahren bemüht sich die katholische Kirche verstärkt um Gruppen, sei es im Rahmen der Bischofskonferenz oder in einzelnen Diözesen wie im Burgenland. Viele Roma und Sinti sind römisch-katholisch, es gibt aber auch evangelische, orthodoxe und muslimische. Vor allem in den Städten wenden sich auch immer mehr Roma den Freikirchen zu.

Sorge um die Jenischen

Ein besonderes Anliegen ist Scharl auch die Seelsorge an den Jenischen. So nahm er etwa Mitte Juli an einer einwöchigen Wallfahrt der Jenischen ins Schweizer Kloster Einsiedeln teil. Die von der Schweizer Bischofskonferenz organisierte Woche war geprägt von Katechesen, Gottesdiensten, Bibelarbeit und der Vorbereitung vieler Jenischen auf Taufe, Erstkommunion und/oder Firmung, berichtete Scharl. Von diesen Erfahrungen wolle er auch für seine Arbeit mit den Jenischen in Österreich profitieren.

Die Volksgruppe der Jenischen („Fahrendes Volk“) ist in Österreich offiziell nicht anerkannt. Demnach gibt es auch nicht einmal Schätzungen, wie groß die Zahl der Jenischen in Österreich ist. Für Deutschland, die Schweiz und Österreich zusammen wird oft die Zahl 100.000 genannt.

religion.ORF.at/KAP

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