Junger Pakistaner seit einem Monat in Kirchenasyl

Seit etwas mehr als einem Monat hat ein junger Mann aus Pakistan Kirchenasyl beim Salzburger Erzbischof Franz Lackner. Nun hat er sich erstmals selbst an die Öffentlichkeit gewandt.

Das Kirchenasyl sollte den 23-Jährigen vor einer akut drohenden Abschiebung in sein Heimatland schützen, in dem er als Konvertit auf den Todeslisten von Extremisten landen könnte, wie mehrere NGOs befürchten. Ali Wajid ist gut integriert, hat eine Lehrstelle und lebt im Kloster St. Peter.

Dechant Alois Dürlinger, Sprecher des Erzbischofs in Asylfragen, zeigte sich gegenüber Kathpress für die momentane Duldung Wajids dankbar, zugleich aber auch in Sorge über die vielen ähnlich gelagerten Fälle. Hier bestehe „dringender Handlungsbedarf“, so Dürlinger.

Das Kloster St. Peter in Salzburg

APA/Mike Vogl-Neumayr

Ali Wajid hat Kirchenasyl im Kloster St. Peter in Salzburg erhalten

„Aktuell sehr kurzfristige Vorgehensweise“

Laut Dürlinger läuft die aktuelle Diskussion unter falschen Vorzeichen: „Statt ständig zu fragen ‚Wen können wir abschieben?‘ sollten wir uns die Frage ‚Wem können wir Schutz und Bleiberecht geben?‘ stellen - denn diese Menschen verdienen unsere Hilfe, und wir brauchen sie“, sagte der Dechant. Die aktuell sehr kurzsichtige Umgangsweise bringe hingegen nicht weiter.

Kirchenasyl

Schon lange vor dem Christentum gab es die Praxis, an sakralen Orten Zuflucht zu gewähren - das Heiligtumasyl. Das heutige Kirchenasyl dient der vorübergehenden Aufnahme von Geflüchteten durch die Kirche, um ihre Asylverfahren erneut zu überprüfen.

Der konkrete Fall in Salzburg habe in der Bevölkerung eine „Welle der Solidarität“ ausgelöst, berichtete der Menschenrechtsaktivist Bernhard Jenny, der Wajid hauptsächlich betreut, gegenüber Kathpress. Viele Menschen hätten ein Feingefühl dafür entwickelt, „dass hier etwas sehr schief läuft“.

Wajid als Symbolfigur

Es sei „nicht vernünftig“, dringend gebrauchte Leute abzuschieben. Nötig sei jetzt eine humanitäre und sichere Lösung für den jungen Pakistaner, „der sehr rasch zu einer Symbolfigur für so viele andere Betroffene wurde“.

Bis dato hätten die Behörden, abgesehen von einer polizeilich durchgesetzten Vorführung Wajids, das Kirchenasyl respektiert. Die Unterstützer des jungen Lehrlings gewännen so Zeit, „in Ruhe nach einer sinnvollen Lösung zu suchen“, sagte Jenny. Grundsätzlich dürfe Wajid das Kloster verlassen, „wir raten ihm aber sehr, das nicht zu tun, denn die Schutzfunktion gibt es wirklich nur hinter den Klostermauern“.

Nachfolgeasylantrag gestellt

Nachdem der Verwaltungsgerichtshof den Antrag auf außerordentliche Revision Mitte Juli zurückgewiesen hatte, lässt den 23-Jährigen nun ein kürzlich bei den Behörden eingebrachter Nachfolgeantrag auf ein zweites Asylverfahren neu hoffen.

Denn mittlerweile habe sich eine neue, möglicherweise lebensbedrohliche Situation für ihn entwickelt: Wegen des Aufenthalts in einem christlichen Kloster drohe ihm bei Rückschiebung Verfolgung und Inhaftierung durch „Christenverfolger“ in Pakistan, erläuterte der Menschenrechtsaktivist. Schließlich habe Waji mittlerweile einen weltweiten Bekanntheitsgrad. Entsprechende Fälle seien hinlänglich bekannt und dokumentiert.

Warten auf Antwort

Momentan warte man auf die Rückmeldung des Bundesamts für Fremdenwesen und Asyl (BFA). Jennys Einschätzung zufolge stehen die Chancen gut, dass dem Antrag stattgegeben wird. In seinem am Mittwoch veröffentlichten Video bringt Wajid seine Verzweiflung darüber zum Ausdruck. „Ich halte es nicht mehr aus. Ich muss mich einfach melden, um euch zu sagen, wie sehr ich im Stress bin“, so der junge Mann.

Unterstützung erfährt Wajid unter anderem auch von Erzabt Korbinian Birnbacher, Elisabeth Mayer von der Katholischen Aktion, Johannes Dines (Caritas Salzburg), Generalvikar Roland Rasser und zahlreichen anderen Organisationen und Einzelpersonen.

gold, religion.ORF.at/KAP

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