Maria Katharina Moser: Diakonie hat neue Direktorin

Mit 1. September ist Maria Katharina Moser, eine Frau mit gut gefülltem Lebenslauf, Direktorin der Diakonie Österreich. Sie arbeitete in der Jugendarbeit, Forschung, Lehre und im Journalismus, bevor sie Pfarrerin und schließlich Diakonie-Chefin wurde.

Selbst wenn es möglich gewesen wäre, in der römisch-katholischen Kirche wäre Moser nicht Pfarrerin geworden. Als Grund nennt sie das unterschiedliche Amtsverständnis in der evangelischen und der römisch-katholischen Kirche. Wichtig ist Moser, dass das Priestertum aller Gläubigen bei den Evangelischen ganz zentral ist. Die wesensmäßige Unterscheidung zwischen Priestern und Laien sei für sie nicht nachvollziehbar, sagte Moser, die von der katholischen zur evangelischen Kirche konvertierte, diese Woche dem Evangelischen Pressedienst.

Moser studierte zunächst katholische, nach ihrer Konversion auch evangelische Theologie in Wien sowie interkulturelle Frauenforschung in Manila. Ihr beruflicher Werdegang führte von der Jugendarbeit über die Erwachsenenbildung in die universitäre Forschung und Lehre u. a. mit einer Vertretungsprofessur am Lehrstuhl für Sozialethik und Praktische Theologie an der Universität des Saarlandes sowie in den Journalismus. Sieben Jahre lang arbeitete Moser als Redakteurin in der Religionsabteilung des ORF-Fernsehens. Schließlich entschied sie sich zum Schritt ins Pfarramt und absolvierte das Vikariat, die Ausbildung zur Pfarrerin in der Evangelischen Kirche.

Erste Frau an der Spitze

An der Spitze der Diakonie steht Moser ab September als erste Frau, sie übernimmt von Michael Chalupka, der 24 Jahre lang an der Spitze der evangelischen Hilfsorganisation stand. Als Erklärung für die noch immer geringe Zahl an Frauen in Führungspositionen – auch im zivilgesellschaftlichen Bereich – nennt Moser zwei Gründe. Zum einen dächten Männer bei Neubesetzungen von Stellen meist immer noch an Männer. Zum anderen lehnten Frauen bei entsprechenden Angeboten viel zu oft ab. „Ich glaube, dass Frauen oft Nein sagen hat damit zu tun, dass Leitungspositionen noch nicht so gestaltet sind, dass sie gut mit Familie vereinbar sind. Das ist natürlich für Männer auch ein Thema, aber in der Praxis beschäftigt das offensichtlich die Frauen noch mehr.“

Maria Katharina Moser Diakonie

ORF/Andreas Mittendorfer

Maria Katharina Moser

Für die frühere Wissenschaftlerin und Journalistin, die im Bereich der feministischen Theologie promovierte, ist vor allem ein sehr praktischer Aspekt des Feminismus bedeutsam: „Es geht um die Wahlmöglichkeiten für Frauen, es geht darum, dass alles, was Frauen wichtig ist, gut miteinander vereinbar ist, und dass das auch alles für Männer gilt.“

Männer für klassische „Frauenberufe“ interessieren

Ihre Vorstellung von Feminismus beziehe sich vor allem auf das Geschlechterverhältnis. Als Diakonie-Direktorin wolle sie sich deshalb dafür einsetzen, klassische „Frauenberufe“ in der Pflege, im Kindergarten oder der Volksschule auch für Männer attraktiv zu machen und zudem in ihrer Reputation aufzuwerten: „Das ist ganz, ganz wichtige Arbeit in und für unsere Gesellschaft, und das muss wertgeschätzt werden.“

Als Direktorin möchte Moser auf die ganze Bandbreite der Felder, in denen die Diakonie tätig ist, aufmerksam machen. „Diakonie ist organisierte Nächstenliebe“, so Moser. „Wir sind da für Kinder und Jugendliche, für Menschen mit Behinderung, Menschen mit Armutserfahrungen in Österreich, aber auch international für Menschen im Alter und auf der Flucht.“ Die Diakonie unterstütze diese Menschen durch qualitätsvolle soziale Dienstleistungen, „damit sie auf eigenen Beinen stehen können“.

Erster Fokus auf Behinderung und Demenz

Gemeinsam mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Diakonie diese Werte zu leben und zu stärken, sei ihr eine Herzensangelegenheit, sagte die neue Direktorin. „Dazu gehört auch, die Nöte und Bedürfnisse der Menschen, für die wir da sind, aufmerksam wahrzunehmen, den Finger in die Wunde der Gesellschaft zu legen und gute Lösungen anzubieten.“ Inhaltlich will Moser den Fokus im ersten Jahr - anlässlich zehn Jahre UNO-Behindertenrechtskonvention - besonders auf die Situation und Rechte von Menschen mit Behinderung, von Kindern und Jugendlichen sowie auf Pflege und Demenz richten.

Das Hilfswerk verstehe sie als „Kanzel der evangelischen Kirche in der Öffentlichkeit“, sagte die 44-jährige gebürtige Oberösterreicherin in der aktuellen Ausgabe österreichischer Kirchenzeitungen. Die Diakonie verkündige das Evangelium, indem sie für verschiedenste Bedürftige da ist.

Die evangelische Diakonie zählt zu den fünf größten Sozialorganisationen in Österreich. Sie unterstützt Menschen in schwierigen Lebenssituationen, insbesondere bei Krankheit und in sozialer Not, auf der Flucht und nach Katastrophen. Darüber hinaus fördert das Hilfswerk die Inklusion von Menschen mit Behinderungen, begleitet in Pflege und Alter und will benachteiligten Kindern und Jugendlichen Bildungschancen eröffnen.

religion.ORF.at/KAP/epdÖ

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