Ex-Wirtschaftsprüfer bietet Vatikan seine Rückkehr an
Die Entscheidung liege nicht bei ihm, aber er glaube, eine „eventuelle Rückkehr könnte nicht nur helfen, Kontinuität hinsichtlich der begonnenen Arbeit zu schaffen, sondern vor allem auch eine neue Einrichtung stärken, die es nötig hat, zur normalen Ordnung geführt zu werden“, so Milone.
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Unterschiedliche Auslegungen des Rücktritts
Der Papst hatte am 20. Juni 2017 das Rücktrittsgesuch des Finanzexperten angenommen. Die Zusammenarbeit mit dem Heiligen Stuhl ende „in gegenseitigem Einvernehmen“, hieß es damals in der Vatikanmitteilung.
Dagegen sagte Milone mehreren Medien, er sei vom Vatikan zum Rücktritt gezwungen worden. Der Chef der Vatikangendarmerie habe ihn eingeschüchtert und zur Unterschrift eines vorbereiteten Rücktrittsgesuchs gedrängt, so Milone. Gegen ihn geäußerte Vorwürfe schwerer Vergehen wies er zurück.
Erfahrung aus Wirtschaftsprüfungsgesellschaft
Milone, von 1975 bis 2007 bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte tätig, war im Juni 2015 von Papst Franziskus im Zuge einer Neuorganisation des vatikanischen Wirtschafts- und Finanzsektors zum Generalrevisor berufen worden.
Er hatte damit die Bilanzen der vatikanischen Kurie, der mit dem Heiligen Stuhl verbundenen Einrichtungen und des Vatikanstaats zu kontrollieren. Zuvor erledigte dies die Wirtschaftspräfektur des Heiligen Stuhls selbst. Kurz nach seinem Amtsantritt war Milone in die Schlagzeilen geraten, weil er im Vatikan Anzeige wegen eines illegalen Zugriffs auf seinen Computer erstattete. Die vatikanische Gendarmerie nahm damals Ermittlungen auf.
Verfahren eingestellt
Im Mai sei das vom Vatikan gegen ihn eingeleitete Verfahren eingestellt worden, berichtet Milone nun dem „Corriere“. Seine Unschuld bezüglich der Vorwürfe, gefälschte Rechnungen bezahlt zu haben sowie Spionage gegenüber hohen Vatikan-Prälaten betrieben zu haben, sei „klar erwiesen“, so der Finanzexperte.
Er wisse nicht, ob im Vatikan jemand etwas gegen ihn gehabt habe, so Milone weiter. Die Arbeit eines Wirtschaftsprüfers könne mitunter Verstimmung hervorrufen. „Ich glaube vor allem, dass die Rolle des obersten Wirtschaftsprüfers nicht gut verstanden wurde“, so Milone. Aufgabe sei, über die Abwicklung der öffentlichen Verwaltungen zu wachen. Im Vatikan sei dieses Vorgehen erst 2015 auf Wunsch Papst Franziskus’ eingeführt worden.
religion.ORF.at/KAP
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