Schweiz: Bischöfe weiten Missbrauchsrichtlinien aus

Die Schweizer Bischöfe wollen ihre Richtlinien zu sexuellem Missbrauch verschärfen. Erwachsene Opfer sollen keine Möglichkeit mehr haben, keine weltliche Gerichtsbarkeit zu verlangen.

Das bestätigte die Sprecherin der Bischofskonferenz, Encarnacion Berger-Lobato, dem Portal kath.ch. Die Schweizer Bischöfe tagen noch bis Mittwoch in Sankt Gallen. Sexuelle Übergriffe auf Erwachsene in einem kirchlichen Kontext könnten künftig automatisch dem Strafrechtssystem gemeldet werden.

Während Kindesmissbrauch im kirchlichen Kontext automatisch an die Gerichte gemeldet wird, haben erwachsene Opfer derzeit das Recht zu verlangen, dass ihre Fälle nicht an weltliche Behörden weitergeleitet werden.

Bisherige Regelung „oft missverstanden“

Die Schweizer Bischofskonferenz wolle nun dafür sorgen, dass dies nicht mehr möglich ist, erklärte die Sprecherin. „Man soll nicht mehr sagen können, dass sich die Kirche hinter dieser Richtlinie versteckt.“ Das werde in der Öffentlichkeit „oft missverstanden“. Es stelle sich aber die Frage, ob die verschärften Richtlinien Opfer davon abhalten werden, sich zu melden. Die Bischöfe seien sich dieser Gefahr bewusst.

Seit 2010 haben sich 283 Personen bei der katholischen Kirche der Schweiz gemeldet, um Missbrauchsfälle zu melden. Die meisten davon betreffen Handlungen, die Jahrzehnte zurückliegen. Das Fachgremium „Sexuelle Übergriffe im kirchlichen Umfeld“ erarbeitet laut kath.ch derzeit neue Maßnahmen zur Verhinderung von Übergriffen. Dabei gehe es insbesondere um die Beurteilung der Priesteramtskandidaten mit dem Ziel, mögliche Anzeichen zu entdecken, die mit ihrer künftigen Aufgabe unvereinbar seien.

religion.ORF.at/KAP/KNA

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