Papst traf umstrittenen US-Kardinal Wuerl

Papst Franziskus hat US-Kardinal Donald Wuerl im Vatikan getroffen. Diskutiert wurde die Lage Wuerls, der wegen seines Umgangs mit Missbrauchsvorwürfen während seiner Zeit als Erzbischof des US-Bundesstaats Pittsburgh in Pennsylvania in der Kritik steht.

Papst Franziskus traf Wuerl bereits vergangenen Donnerstag, berichtete der US-Kanal CNN. Der Kardinal habe sich mit dem Papst über seine Zukunft beraten. Der Mediendirektor der Erzdiözese von Washington, Edward McFadden, bestätigte Wuerls Besuch im Vatikan vergangene Woche, ohne Details zu nennen.

Rücktrittsforderungen, aber auch Unterstützung

Das bestätigte laut dem Sender CNN (Dienstag Ortszeit) der Sprecher der Erzdiözese Washington, Edward McFadden. Am Montag stellte sich Wuerl dann in Washington einem Gespräch mit rund 100 Priestern seiner Erzdiözese. Der Papst habe Wuerl zuvor bei ihrer Begegnung am Donnerstag in Rom zu der Aussprache geraten, hieß es. Laut dem Portal „Il Sismografo“ wurden dabei vereinzelt auch Rücktrittsforderungen Geistlicher gegen Wuerl laut. Insgesamt habe der Kardinal aber breite Unterstützung erhalten, zitiert das Portal McFadden.

US-Kardinal Donald Wuerl

APA/AP/Susan Walsh

Kardinal Donald Wuerl

Vor seiner Ernennung zum Erzbischof der US-Hauptstadt Washington war Wuerl 18 Jahre lang Bischof der Diözese Pittsburgh. In einem kürzlich veröffentlichten Bericht des Generalstaatsanwalts von Pennsylvania über Missbrauchsfälle und deren Vertuschung wird sein Name rund 200 Mal genannt.

„Schämen Sie sich!“

Wuerl wurde während einer Messe am Sonntag persönlich angegangen. Aus den Reihen der Gläubigen stand ein Mann auf, als Wuerl für Papst Franziskus beten ließ, und sagte: „Schämen Sie sich!“ Der Kardinal antwortete, wenn er könne, würde er die vergangenen 30 Jahre rückgängig machen, und er wünsche, er könne alles stets richtig zu machen. Wuerl ist Nachfolger von Kardinal Theodore McCarrick, der unter Missbrauchsvorwürfen aus dem Kardinalskollegium ausgetreten war.

Altersgrenze für Bischöfe überschritten

Mehrere prominente Katholiken in den USA haben Wuerl in den vergangenen Tagen zum Rücktritt aufgefordert. Der 77-jährige Kardinal hat die übliche Altersgrenze für Bischöfe von 75 Jahren zwar überschritten; der Papst kann den vorgeschriebenen Amtsverzicht jedoch ablehnen und die Amtszeit verlängern.

Der ehemalige US-Nuntius Carlo Maria Vigano hatte in einem Brandbrief unter anderem behauptet, dass Wuerl von diesen Missbrauchsfällen gewusst habe. Vigano beschuldigt den Papst, Missbrauchsvorwürfe gegen den McCarrick jahrelang ignoriert zu haben. Er forderte den Papst deshalb zum Rücktritt auf. Zuletzt legte Vigano mit neuen Vorwürfen nach. Dabei geht es um ein umstrittenes Treffen des Papstes mit einer amerikanischen Anti-Gay-Aktivistin, als Franziskus 2015 in den USA war.

religion.ORF.at/APA/KAP/KNA

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