Missbrauch: US-Bischöfe am Donnerstag beim Papst

Im Zuge des Missbrauchsskandals in der US-Kirche empfängt Papst Franziskus am Donnerstag einige Bischöfe im Vatikan. Das bestätigte Vatikan-Sprecher Greg Burke am späten Dienstagabend.

Angeführt wird die Delegation demnach vom Vorsitzenden der US-Bischofskonferenz (USCCB), Kardinal Daniel DiNardo. Er hatte den Papst in der Affäre um den des Missbrauchs beschuldigten Ex-Kardinal Theodore McCarrick um eine Audienz gebeten.

Zu dem Treffen erwartet werden auch der Bostoner Erzbischof Kardinal Sean Patrick O’Malley, Vorsitzender der päpstlichen Kinderschutzkommission, sowie der Vizepräsident der US-Bischofskonferenz, Erzbischof Jose Horacio Gomez aus Los Angeles. Zudem nimmt der USCCB-Generalsekretär Brian Bransfield laut Burke an der Audienz bei Papst Franziskus teil.

Kardinal O’Malley hatte erst kürzlich betont, das Thema Missbrauch müsse Priorität haben. Die Antwort auf die Missbrauchskrise sei maßgeblich für die Glaubwürdigkeit der katholischen Kirche - mehr dazu in US-Kardinal: Thema Missbrauch muss Priorität haben.

Bischöfe: Schlüssige Antworten nötig

Der frühere Nuntius in den USA, Erzbischof Carlo Maria Vigano, hatte Ende August öffentlich den Rücktritt von Papst Franziskus gefordert, weil er von sexuellen Verfehlungen des früheren Washingtoner Erzbischofs, Theodore McCarrick, gewusst haben soll. Bisher äußerte sich Franziskus nicht direkt dazu. Eine offizielle Stellungnahme des Heiligen Stuhls wird zwar erwartet, blieb aber bisher aus.

Auch die US-Bischofskonferenz drängt den Vatikan zu einer umfassenden Aufklärung. Die Vertuschungsvorwürfe Viganos verlangten schlüssige Antworten, die auf Beweisen beruhen, hatte Kardinal DiNardo bereits kurz nach Bekanntwerden der Anschuldigungen Ende August gesagt. Er hoffe auf eine baldige Audienz beim Papst und dessen Zustimmung zu Plänen der US-Bischofskonferenz für ein schärferes Vorgehen gegen Bischöfe, die Missbrauch begangen oder vertuscht haben, so DiNardo damals.

Papst deutet Skandal biblisch

Papst Franziskus hat unterdessen versucht, den aktuellen Skandal biblisch zu deuten. Es scheine so, dass „in diesen Zeiten“ der „Große Ankläger gegen die Bischöfe losgezogen“ sei. Er wolle „die Sünden aufdecken, damit sie jeder sehen kann, aber vor allem um das Volk mit Skandalen zu schockieren“, sagte der Papst in einer Predigt im kleinen Kreis am Dienstagmorgen im Vatikan.

Franziskus bezog sich in seinen Ausführungen auf die Figur des „Großen Anklägers“ oder auch „Widersachers“ und „Verleumders“, wie der Satan an unterschiedlichen Stellen des Alten und Neuen Testaments genannt wird. Ausdrücklich nannte der Papst das Buch Hiob, in dem der Satan über die Welt zieht, um zu sehen, wen er vor Gottes himmlischem Gerichtshof anklagen könne.

Gebet und Demut als Strategie

Es sei richtig, dass „wir alle Sünder sind, wir Bischöfe“, so Franziskus weiter. Die Kraft des Bischofs gegen den „Großen Ankläger“ liege im Gebet und in der Demut. Die Bischöfe sollten beten und sich bewusst sein, dass sie trotz ihrer Fehler von Christus erwählt seien - das mache demütig - und sie sollten immer an der Seite der einfachen Menschen bleiben. Ein aristokratischer Lebensstil und Karrieredenken entsprächen nicht dem Bischofsamt, wie Jesus es gewollt habe, als er die zwölf Apostel berief.

In seiner improvisierten Ansprache verwies der Papst auch auf drei parallele Aus- und Weiterbildungskurse für mehrere Hundert Bischöfe, die derzeit in Rom stattfinden. Zu diesen gehört auch eine Schulung zum Umgang und zur Prävention von sexuellem Missbrauch Minderjähriger.

Kardinal Wuerl unter Druck

Der unter Druck geratene Erzbischof von Washington, Kardinal Donald Wuerl, hat unterdessen in einem Schreiben an die Priester seiner Diözese einen möglichen Rückzug thematisiert. Er werde schon bald mit Papst Franziskus über seine Zukunft sprechen, heißt es in dem Brief des 77-jährigen Kardinals, aus dem örtliche Medien am Dienstag (Ortszeit) zitierten.

Unklar blieb erstens, ob Wuerl am Donnerstag beim Papst-Treffen dabei sein wird und ob er den Papst bitten will, seinen vor drei Jahren mit Erreichen der Altersgrenze von 75 Jahren eingereichten Rücktritt als Erzbischof anzunehmen. Der Papst kann den im Kirchenrecht vorgeschriebenen Amtsverzicht ablehnen und die Amtszeit verlängern.

Wuerl war im Zuge des Missbrauchsskandals in den USA in die Kritik geraten. In seinem Schreiben sprach der Kardinal Bedenken von Gläubigen an, ob er die richtige Person sei, um die Kirche durch den Missbrauchsskandal zu führen. Die Entscheidung über seine Zukunft sei ein wichtiger Aspekt, damit die Erzdiözese Washington voranschreiten könne.

religion.ORF.at/KAP

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