Päpstlicher Kirchengipfel zu Missbrauchsvorwürfen

Papst Franziskus will im Skandal um die Missbrauchsvorwürfe in der katholischen Kirche die Chefs aller nationalen Bischofskonferenzen zu einem Gipfeltreffen laden.

Wie der Vatikan am Mittwoch mitteilte, solle dieser Kirchengipfel vom 21. bis zum 24. Februar im Vatikan stattfinden. Die neun Mitglieder des Kardinalsrats, die den Papst in der Frage von internen Kirchenreformen beraten, hätten mit Franziskus intensive Gespräche über das Missbrauchsthema geführt, hieß es weiter.

Für Donnerstag werden die amerikanischen Bischöfe im Vatikan erwartet, die katholische Kirche in den USA steht derzeit wegen Missbrauchsvorwürfen besonders im Blick.

Thema Missbrauch „ausführlich“ besprochen

Der Papst habe nach seinen Beratungen mit dem Kardinalsrat entschieden, eine internationale Versammlung der Spitzen der katholischen Bischofskonferenzen einzuberufen, um „über die Vorbeugung von Missbrauch verletzlicher Minderjähriger und Erwachsenen“ zu sprechen, sagte Vatikansprecherin Paloma Garcia Ovejero am Mittwoch in Rom vor der Presse.

Sie verlas eine entsprechende Mitteilung des Kardinalsrates („K9“) zum Ende der dreitägigen Beratungsrunde des Gremiums an diesem Mittwoch. Demnach war beim 26. Treffen des Rates gemeinsam mit dem Papst das Thema Missbrauch „ausführlich“ besprochen worden. Der Bostoner Erzbischof Kardinal Sean Patrick O’Malley, Vorsitzender der päpstlichen Kinderschutzkommission und Mitglied im Kardinalsrat, informierte über die Arbeiten der Kommission.

Ovejero betonte erneut, die Kardinäle hätten dem Papst in der aktuellen Krise Unterstützung zugesichert. Zu eventuellen weiteren Klärungen durch den Heiligen Stuhl könne sie nichts sagen. Der Kardinalsrat habe das Treffen mit den Bischofskonferenzen angekündigt, nicht der Heilige Stuhl, so die Vizesprecherin des Vatikan.

Papst unter Druck

Berichte über den Missbrauch von Kindern und Jugendlichen durch katholische Priester erschüttern die Kirche immer mehr - der Papst steht zunehmend unter Druck. Auch in Deutschland wurden am Mittwoch Zahlen zum Ausmaß von sexuellem Missbrauch unter dem Dach der katholischen Kirche bekannt.

„Spiegel“ und „Zeit“ veröffentlichten im Voraus Ergebnisse einer Untersuchung, die die Deutsche Bischofskonferenz offiziell erst am 25. September vorstellen wollte. Demnach war sexueller Missbrauch in der deutschen Kirche in der Vergangenheit weit verbreitet. Die Serie der Missbrauchsfälle habe sogar bis zum Ende des Untersuchungszeitraums angedauert, hieß es.

„K9“-Rat vor Veränderungen

Zu angekündigten möglichen personellen Änderungen im „K9“-Rat sagte die Vatikansprecherin nichts. Das Gremium werde sich vom 10. bis 12. Dezember erneut treffen; dazu seien alle neun Mitglieder eingeladen. Von ihnen stehen zwei derzeit unter besonderem öffentlichen Druck: George Pell (77), beurlaubter Leiter des vatikanischen Wirtschaftssekretariats, steht in seinem Heimatland Australien wegen Missbrauchsvorwürfen vor Gericht.

Dem Chilenen Francisco Javier Errazuriz (85) werfen Missbrauchsopfer vor, als Erzbischof von Santiago die Strafverfolgung sexueller Vergehen behindert zu haben. Beide Kardinäle bestreiten ein Fehlverhalten. Sie nahmen an den jüngsten Sitzungen nicht teil.

Drei Abgänge erwartet

Italienischen Medienberichten zufolge könnten sie den Rat verlassen, ebenso wie Kardinal Laurent Monsengwo Pasinya aus der Demokratischen Republik Kongo (78); bei ihm solle aber allein das Alter der Grund sein. Auch Monsengwo war nicht zum jüngsten Treffen gekommen.

Der von Franziskus 2013 ins Leben gerufene sogenannte Kardinalsrat soll den Papst bei der Kurienreform und der Zusammenarbeit zwischen Bischofskonferenzen und Vatikan unterstützen. Ein Entwurf der neuen apostolischen Konstitution der römischen Kurie mit dem Arbeitstitel „Praedicate evangelium“ sei Franziskus überreicht worden, sagte Ovejero.

religion.ORF.at/APA/dpa/KAP

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