Umgang mit Missbrauch: Vorwürfe gegen US-Kardinal

Gegen den Vorsitzenden der US-Bischofskonferenz, Kardinal Daniel DiNardo, gibt es Vorwürfe hinsichtlich seines Umgangs mit einem Priester, dem sexuelle Übergriffe vorgeworfen werden.

Die Nachrichtenagentur AP berichtet unter Berufung auf zwei namentlich nicht genannte Missbrauchsopfer der texanischen Erzdiözese Galveston-Houston, DiNardo sei als Erzbischof über Jahre nicht ausreichend gegen den Geistlichen vorgegangen.

Demnach verhaftete die Polizei von Conroe am Dienstag den Priester Manuel LaRosa-Lopez. Der heute 60-Jährige muss sich in vier Fällen für sexuelle Übergriffe an den beiden mutmaßlichen Opfern verantworten. Diese waren zum angegebenen Tatzeitpunkt Teenager. Bei einer Verurteilung drohen dem Geistlichen bis zu 80 Jahre Gefängnis.

Mutmaßlicher Täter wurde versetzt

Vorwürfe einer jungen Frau gegen den Mann sind seit 2001 dokumentiert, als sie ihren Fall bei der Kirche vorbrachte. Was der Priester ihr getan hat, wollte sie gegenüber den Medien nicht spezifizieren; nur dass er sie unsittlich berührt habe. Durch Zufall habe sie einige Jahre später herausgefunden, dass LaRosa-Lopez von DiNardo lediglich in eine 70 Meilen entfernte Gemeinde versetzt worden sei. Sie kontaktierte 2010 die Erzdiözese und bat um ein Treffen.

Der Kardinal und andere Anwesende hätten ihr bei der Begegnung versichert, der Priester sei zweimal in psychiatrische Behandlung geschickt worden und dürfe nicht mehr mit Kindern arbeiten. Danach sei es zu einer Gegenüberstellung gekommen, bei der sich der Priester entschuldigt habe.

Kardinal Daniel DiNardo

APA/AFP/Andreas Solaro

Kardinal Daniel DiNardo

Vorwurf der Lüge

Die Anklägerin wirft DiNardo nun vor, er habe nicht die Wahrheit gesagt, da LaRosa-Lopez weiter in der neuen Gemeinde blieb und dort auch mit Kindern gearbeitet habe.

Der zweite, männliche Ankläger dokumentierte seinen Fall erst vor einem Jahr und habe, so die Erzdiözese, „formal“ erst in diesem August seine Vorwürfe präzisiert. LaRosa-Lopez wirft er vor, dieser habe ihn bei einer Gelegenheit auf die Wange geküsst, bei einer anderen versucht, ihn auszuziehen.

Kritik an „abfälligem Ton“

Kardinal DiNardo traf beide mutmaßlichen Opfer den vorliegenden Informationen zufolge am 10. August, die Frau also zum zweiten Mal. Di Nardo habe ihn bei der Begegnung in „abfälligem Ton“ angesprochen, sagte der Mann. Ihn habe die Nachfrage des Kardinals verärgert, warum er sich nicht früher gemeldet habe.

Die Anklägerin sagt, sie sei „müde von diesen ganzen leeren Worten“. Es sei „unerträglich“, wie sich der Kardinal verhalte. „Wenn er jetzt den Papst trifft und so tut, als wäre alles gut in seiner Diözese, kann ich einfach nicht ruhig bleiben.“ Die Opferorganisation SNAP verlangte von der texanischen Generalstaatsanwaltschaft bereits eine gründliche Untersuchung der Erzdiözese Galveston-Houston. Kardinal DiNardo müsse jetzt deutlich machen, was er wisse.

religion.ORF.at/KAP/KNA

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