Bahai im Jemen mit Tod bedroht

Angehörige der Bahai im Jemen sind Berichten von Amnesty International und der Bahai-Gemeinde in Österreich zufolge schweren Verfolgungen ausgesetzt. Aktuell sind 24 Gläubige, darunter ein Teenager, von Todesurteilen bedroht.

Letzten Samstag wurde einer Aussendung der Bahai-Gemeinde Österreich zufolge ein Verfahren gegen 24 Bahai eingeleitet. Sie müssten sich am 29. September vor Gericht verantworten. Amnesty International befürchtet die Verhängung weiterer Todesstrafen. Mit „haltlosen Anklagen“ würden die machthabenden Huthi (eine Bürgerkriegspartei, die dem schiitischen Islam zugeordnet wird und eine eigene islamische Rechtsschule vertritt) gegen Bahai im Jemen vorgehen, schreibt die österreichische Gemeinde.

Forderung: Menschenrechtsverletzungen beenden

Gemeinsam mit Amnesty International ruft sie die Öffentlichkeit auf, von der Huthi-Führung die Freilassung der Bahai und die Beendigung von Menschenrechtsverletzungen an Minderheiten im Jemen zu fordern. Im Iran und im Jemen sind die Bahai trotz ihrer friedlichen Ausrichtung schweren Repressalien ausgesetzt. Im Jänner diesen Jahres wurde ein 52-jähriger Gläubiger zum Tode verurteilt. Im März habe der oberste Huthi-Führer zu Hass und Gewalt gegen Bahai und andere religiöse Minderheiten im Jemen aufgerufen, so Bahai Österreich.

Hamid bin Haydara

Bahaí International Community

Im Jänner 2018 wurde der jemenitische Bahai Hamed bin Haydara zum Tode verurteilt

Die jetzige Anklage sei eine Folge dieses Aufrufs. Die Vorwürfe, die auch Spionage und Apostasie (Abfall vom Glauben) beinhalten, richten sich vor allem gegen Personen mit administrativen Aufgaben in der Bahai-Gemeinde, aber auch gegen weitere Gläubige, darunter eine Minderjährige.

Unfaire Verfahren gegen Gläubige

Am 18. September habe es eine „Anhörung“ gegeben, bei der nur Richter, Staatsanwälte und Gerichtspersonal anwesend gewesen seien, die Angeklagten und ihre Anwälte dagegen nicht. Sie müssen am 29. September vor Gericht. „Die österreichische Bahai-Gemeinde ist angesichts der Schwere dieser absurden Vorwürfe, einer bereits verhängten Todesstrafe und dem vorausgegangenen Aufruf des Huthi-Führers äußerst alarmiert über diese weitere Intensivierung der Verfolgung der Bahai im Jemen“, schrieb Anja Spengler von der Bahai-Gemeinde in Österreich.

Am 23. März 2018 wurde im Fernsehen eine Rede des Huthi-Führers, Abdel-Malek al-Huthi (der Gründer der Partei), übertragen, in der er den Glauben Bahai-Glauben „verunglimpfte“ und „die gesamte dortige Bahai-Gemeinde an den Pranger“ gestellt habe. Al-Huthi forderte darin Jemeniten und Jemenitinnen auf, ihr Land gegenüber den Baha’i und Angehörigen anderer religiöser Minderheiten zu verteidigen.

Mordaufrufe von Geistlichen

In den Tagen darauf wurde dieser Angriff von zahlreichen jemenitischen Nachrichtenseiten aufgegriffen. Ein prominenter Huthi-Kommentator schrieb laut der Aussendung der österreichsichen Bahai in den Sozialen Medien „Wir werden jeden Bahai abschlachten“. Der im Iran ausgebildete und von den Huthis neu ernannte Mufti von Jemen, Shams al-Din Muhammad Sharaf al-Din, stimmte ähnliche Töne an.

Für die aktuellen Gerichtstermine soll der gleiche Richter, Abdu Ismail Hassan Rajeh, zuständig sein, wie am 2. Januar 2018. Er verurteilte damals Hamed bin Haydara aus rein religiösen Gründen zum Tod. Weitere fünf sind seit damals inhaftiert.

Bahai: Eigenständige Religion

Der Bahaismus versteht sich als unabhängige monotheistische Religion. Sie ging im 19. Jahrhundert als eigenständige Offenbarungsreligion aus dem schiitischen Islam Persiens (Iran) hervor. Religionsstifter Baha’ullah (1817-1892) sagte über das Ziel von Religion: „Der Hauptzweck, der den Glauben Gottes und seine Religion beseelt, ist, das Wohl des Menschengeschlechts zu sichern, seine Einheit zu fördern und den Geist der Liebe und Verbundenheit unter den Menschen zu pflegen.“ Weltweit bekennen sich etwa acht Millionen Menschen zum Bahaismus.

religion.ORF.at

Mehr dazu:

Bahai: Religiös motiviertes Todesurteil im Jemen
(religion.ORF.at; 19.1.2018)

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