Faßmann: Religionsunterricht hat fixen Platz an Schulen

Bildungsminister Heinz Faßmann räumt dem konfessionellen Religionsunterricht einen fixen Platz in Österreichs Bildungslandschaft und an Schulen ein.

Es sei notwendig, der Gesellschaft eine ethische Fundierung zu geben und Glaubensgrundsätze weiterzuvermitteln, sagte Faßmann am Mittwoch beim ersten „Tag der ReligionslehrerInnen“ vor 1.200 Fachkräften aus ganz Österreich im Wiener Stephansdom. „Religionsunterricht wird es auch in Zukunft geben, mit oder ohne Staatsvertrag.“ Denn „das Transzendente“ habe einen Platz im Bildungssystem gefunden und werde ihn auch immer wieder finden.

Ethikunterricht wird diskutiert

An der im Regierungsprogramm festgeschriebenen Einführung eines verpflichtenden alternativen Ethikunterrichts halte er nach wie vor fest, im Moment werde über ihre Finanzierung diskutiert. Dessen geplante Einführung sei nur eine von 136 Maßnahmen des Regierungsprogramms im Bildungsbereich und Maßnahmen, die Geld kosteten, seien immer schwieriger umzusetzen, räumte der Minister ein. Österreich sei allerdings eine pluralistische Zuwanderungsgesellschaft, „wir haben plötzlich eine Religionsthematik, die wir gemeinsam klären müssen“.

Bildungsminister Heinz Faßmann, Kardinal Christoph Schönborn, Schulamtsleiterin der Erzdiözese Wien, Andrea Pinz und andere im Stephansdom

Kathpress/Mostögl

Bildungsminister Heinz Faßmann, Kardinal Christoph Schönborn, Schulamtsleiterin der Erzdiözese Wien, Andrea Pinz (2. v. li.)

Ein Konkurrenzprojekt zum Religionsunterricht wolle er damit aber sicher nicht etablieren, sondern „eine Alternative zum Kaffeehaus“. „Ich will das nicht gegeneinander ausspielen, sondern verstehe es als eine komplementäre Ergänzung“, so Faßmann.

Bildungsminister Faßmann

Er könne sich sogar vorstellen, dass der Ethikunterricht zu weniger Abmeldungen vom Religionsunterricht führen könnte, indem die Beschäftigung mit dem Transzendenten im Ethikunterricht den Schülern als „Appetizer“ diene.

Schönborn: Gesellschaft braucht Religionsunterricht

Dass die Gesellschaft den Religionsunterricht brauche, sagte auch Kardinal Christoph Schönborn. Die großen Fragen der Menschheit dürften nicht dem politischen Mainstream oder der Wirtschaft überlassen werden. Wenn Generationen heranwachsen ohne eine Spur von Religionsunterricht, „wäre das eine Katastrophe für die Gesellschaft“. Er sei froh darum, „dass wir diesen Stachel in unserem Gesellschaftssystem eingebaut haben und diese Fragen ihren Platz in unserem Bildungssystem haben“.

Kardinal Christoph Schönborn gibt einer Religionslehrerin die Hand

Erzdiözese Wien/Lisa Maria Trauer

Kardinal Christoph Schönborn mit einer Teilnehmerin: „Die Gesellschaft braucht den Religionsunterricht.“

Schönborn hatte bei der Gesprächsrunde ebenfalls für ein Pflichtfach Ethik geworben. Die derzeitige Möglichkeit, sich vom Religionsunterricht abzumelden, sei zwar in der Religionsfreiheit begründet. „Aber es stellt sich schon die Frage, ob diese Rahmenbedingungen wirklich Naturgegebenheiten sind - das sind sie nicht.“ Grundsätzlich zeigte sich Schönborn mit der Rolle der Religion im Bildungsbereich in Österreich zufrieden. Über das Konkordat seien „die großen Fragen der Religion“ vom Kindergarten bis zu den Universitäten verankert, die Religionslehrer seien hier „Platzhalter der Transzendenz“.

Sendungshinweis

„Religion aktuell“ berichtet ebenfalls über den „Tag der ReligionslehrerInnen“, Donnerstag, 18.55 bis 19.00 Uhr in Ö1

Einen wichtigen Unterschied zwischen Ethik- und Religionsunterricht sieht die Schulamtsleiterin der Erzdiözese Wien, Andrea Pinz. Das „Besondere am Religionsunterricht sind die Personen, die authentisch von der Sache betroffen sind und die als ganze Person für das stehen, was sie unterrichten“.

Konfessionen arbeiten zusammen

Pinz warb auch für eine stärkere Zusammenarbeit der Religionen an Schulen. Denn die religiöse Landschaft werde dort „immer pluraler“ und auch die Zahl jener Schüler, die keiner Religionsgemeinschaft angehören, sei im Steigen begriffen. Sie verwies auf ein gemeinsames Projekt mit der evangelischen und orthodoxen Kirche, das sich gerade im Versuch befinde und in dessen Rahmen Lehrer der Konfessionen stärker zusammenarbeiten und den Unterricht gemeinsam gestalten.

Religionslehrerinnen und -lehrer im Stephansdom

Erzdiözese Wien/Lisa Maria Trauer

Religionslehrerinnen und -lehrer im Stephansdom

Ein „zukunftsfähiges“ Modell, wie Pinz meint, denn es bilde die Gesellschaft ab, stelle das Gemeinsame der christlichen Konfessionen in den Mittelpunkt, leugne aber auch die Unterschiede nicht, sondern ermögliche, ein Miteinander zu erlernen.

Fragen nach Endlichkeit stellen

Für die Wiener Pastoraltheologin Andrea Lehner-Hartmann ist Religionsunterricht unter anderem jener Ort, „wo Kinder lernen, Fragen nach Endlichkeit, Gott oder den Sinn des Lebens zu stellen“. Schließlich gehe es in einer immer vielfältiger werdenden Gesellschaft aber auch darum, zu lernen, „wie es uns gelingt, in so einer Gesellschaft friedvoll zusammen zu leben“.

Schule müsse einen Ort für solche Fragen bereitstellen, „ansonsten fehlt der Bildung selber auch ein wichtiger Aspekt“. Es könne nicht alles mathematisch aufgelöst werden, insofern spiele Religion hier eine bestimmte Sichtweise ein, die nicht durch andere ersetzbar sei.

religion.ORF.at/KAP

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