Schüller: Krise ruft nach neuer Leitungsstruktur

Der Obmann der Pfarrer-Initiative, Helmut Schüller, hat in einem Gastbeitrag der Wochenzeitung „Die Furche“ (aktuelle Ausgabe) seinen Standpunkt zur Missbrauchskrise in der katholischen Kirche dargelegt.

Der Papst und die Bischöfe würden „unerfüllbare Erwartungen“ auf sich laden, wenn sie glaubhaft machten, sie könnten - etwa durch die Versammlung der Bischofskonferenz-Vorsitzenden im Februar - die Missbrauchskrise alleine bewältigen, so Schüller. Die Kirchenleitung sei in einer „Allzuständigkeitsfalle“, welche die „Kehrseite der Alleinverantwortung“ sei, schrieb der Pfarrer von Probstdorf. Zur Chance werde die Krise erst dann, würde im Zuge der Aufarbeitung auch die Kirchenstruktur reformiert.

Kirchenstruktur verantwortlich

Vor allem die Kirchenstruktur sei dafür verantwortlich, dass die Missbrauchskrise so groß haben werden könne, befand der frühere Wiener Generalvikar und Ex-Caritas-Präsident: Einerseits durch „übersteigerte Übergeordnetheit der Geweihten, die allzu leicht zum Missverständnis verliehener Vollmachten als Macht über Menschen verleitet“.

Der Sprecher der Pfarrer-Initiative Helmut Schüller

APA/Robert Jäger

Der Sprecher der Pfarrer-Initiative Helmut Schüller sieht in der katholischen Kirche ein strukturelles Problem.

Zum anderen lasse man Menschen den Priesterberuf anstreben, die hier „eine von oben her legitimierte Spielwiese für ihre gestörte Beziehungsstruktur suchen - bis hin zur sexuellen Ausbeutung von Menschen“. Transparenz und Einbeziehung der Kirchenmitglieder in Entscheidungen, die alle betreffen, fehle meistens.

„Einige wenige entscheiden“

Auch heute würden „einige wenige entscheiden, wie es weitergehen soll und welche Optionen für eine Überwindung der Krise ausscheiden“, kritisierte der frühere Caritas-Präsident und Wiener Generalvikar. Das laufe den Vorgaben des II. Vatikanischen Konzils zuwider.

Dessen Wiederentdeckung des „Volkes Gottes“ - in deren Dienst die hierarchischen Ämter stünden - sei keine „Nachahmung der ‚bösen‘ westlichen Demokratie“, wie von Kritikern teils verstanden, sondern vielmehr „der Würde der Getauften geschuldet“. Man habe damals wegkommen wollen vom Verständnis des Kirchenvolks als Fußvolk oder als pastoraler und sakramentaler Versorgungsfall.

Schüller ortet schwere Vertrauenskrise

Die aktuelle schwere Vertrauenskrise in der Kirche sollte sich die Impulse des Konzils zu Herzen nehmen und an ihrer Struktur entsprechende Reformen einleiten, so Schüllers Appell. Zwar sei Missbrauch von Macht nie ganz auszuschließen, doch könnte man somit zumindest „das Maximum an Verhinderung ausschöpfen“.

religion.ORF.at/KAP

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