Keine Vatikan-Flagge für Mittelmeer-Rettungsschiff

Das private deutsche Seenotrettungsschiff „Lifeline“ kann nicht unter vatikanischer Flagge fahren. Über eine entsprechende Antwort des Vatikans informierte die Organisation Mission Lifeline am Freitag.

Man könne einer entsprechende Bitte von Anfang Juli nicht nachkommen, weil das „Schiff keine tatsächliche Beziehung zum Vatikanstaat“ habe, heißt es in dem Schreiben vom 10. August, das über die Nuntiatur in Berlin an den Kapitän der „Lifeline“, Claus-Peter Reisch, ging.

Das deutsche Seenotrettungsschiff "Lifeline" mit 234 Geflüchteten an Bord im Hafen von Valletta, Malta, Juni 2018

APA/AFP/Matthew Mirabelli

Das deutsche Seenotrettungsschiff „Lifeline“ mit 234 Geflüchteten an Bord im Hafen von Valletta, Malta, am 27. Juni 2018

Zur weiteren Begründung heißt es in dem Brief, der Vatikan könne „die eigene Zuständigkeit über das Schiff nicht ausüben“ sowie „die Immunität von Besatzung und Passagieren nicht gewährleisten“. Laut dem Seerechtsübereinkommen der Vereinten Nationen muss jeder Staat „seine Hoheitsgewalt und Kontrolle in verwaltungsmäßigen, technischen und sozialen Angelegenheiten über die seine Flagge führenden Schiffe wirksam ausüben“ (Art 94 SRÜ).

Theoretisch möglich

Vor allem Italien verweigert Rettungsschiffen mit Migranten an Bord das Einlaufen in die Häfen des Landes; Innenminister Matteo Salvini bezeichnet Rettungsorganisationen als Kollaborateure der Schlepper. Zuletzt hat Panama dem Rettungsschiff „Aquarius“ der Organisationen SOS Mediteranee und Ärzte ohne Grenzen die Flagge entzogen, nachdem Gibraltar dies zuvor getan hatte. Daher tauchte vereinzelt die Überlegung auf, ob die Schiffe nicht unter Vatikan-Flagge fahren könnten.

Theoretisch ginge dies, da der Vatikanstaat seit 1951 über ein eigenes Schiffsregister verfügt. Allerdings wurde dieses noch nie genutzt. Entstanden war die Idee dazu 1942 in Frankreich, um von Nordamerika aus unter der neutralen Flagge des Vatikan Hilfsgüter für notleidende Zivilisten nach Europa zu bringen. Der Plan scheiterte, weil der Vatikanstaat damals kein Schiffsregister besaß.

Der deutsche Kapitän der „Lifeline“, Claus-Peter Reisch, steht seit Anfang Juli in Malta vor Gericht. Ihm wird unter anderem vorgeworfen, das Rettungsschiff nicht ordnungsgemäß registriert zu haben. Inzwischen ist er gegen Kaution auf freiem Fuß, der Prozess aber noch nicht abgeschlossen. Derzeit ist kein Rettungsschiff einer privaten Rettungsorganisation mehr auf dem Mittelmeer unterwegs.

religion.ORF.at/KAP

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