Petrusbrüder: „Verdorbenheit“ in der Kirche

„Verdorbenheit“ in der Kirche hat der deutschsprachige Distriktsobere der konservativen Priesterbruderschaft Sankt Petrus, Bernhard Gerstle, verortet.

„Wie tief die Verdorbenheit sogar bis in höchste Kreise der Kirche eingedrungen ist“, habe jüngst der Missbrauchsskandal in den USA gezeigt, sagte der 61-jährige Gerstle am Montag im bayerischen Wigratzbad gegenüber der deutschen katholischen Nachrichtenagentur KNA.

In den USA wurden unlängst unter anderem Missbrauchsvorwürfe gegen den früheren Washingtoner Erzbischof und Ex-Kardinal Theodore McCarrick bekannt. In diesem Zusammenhang gibt es auch Vertuschungsbeschuldigungen gegen Papst Franziskus. Gerstle ergänzte, er könne zu den konkreten Vorwürfen nichts sagen. Die Petrusbrüder stünden indes für die Treue zum Papst, „unabhängig der Person“.

Bruderschaft wird 30 Jahre alt

Der Distriktsobere äußerte sich aus Anlass des bevorstehenden 30. Jahrestages der Errichtung seiner Bruderschaft als „Klerikale Gesellschaft Apostolischen Lebens Päpstlichen Rechtes“ am 18. Oktober 1988 durch den Heiligen Stuhl. Gegründet hatten sich die Petrusbrüder kurz zuvor am 18. Juli 1988 in der Zisterzienserabtei Hauterive in der Schweiz.

Sie entstanden als Reaktion auf den Bruch der traditionalistischen Piusbruderschaft durch unerlaubte Bischofsweihen mit Rom und sollen konservativen Katholiken eine papstverbundene Heimat bieten. Das älteste Priesterseminar der Petrusbrüder befindet sich im bayerischen Pilgerort Wigratzbad in der Nähe des Bodensees.

Kirche als kostbarer Schatz

Gerstle erklärte, die Petrusbrüder seien konservativ in dem Sinne, dass sie „das Erbe der Kirche als kostbaren Schatz betrachten, nicht nur in der Liturgie, auch in der Theologie und Spiritualität“. Diesen Schatz gelte es zu bewahren und weiterzugeben. Zugleich sei man offen für Neues: „Man muss auf neue Entwicklungen in Gesellschaft und Kirche flexibel reagieren. Leider liest die junge Generation immer seltener ein Buch. Darum gilt es neue Formen der Evangelisierung zu finden.“

Außerdem gebe es unter den islamischen Flüchtlingen nicht wenige Menschen, die für das Christentum offen seien. „Sie suchen aber ein authentisches Christentum“, so Gerstle. „Wie können wir hier Orientierung bieten? Die Lösung kann nicht sein, dass man in der Kirche die Normen senkt und sich ‚der heutigen Lebenswirklichkeit‘ im Sinne des Zeitgeistes anpasst.“

religion.ORF.at/KAP/KNA

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