Kirchenstreit: Moskauer Patriarchat beschuldigt USA

Der Außenamtsleiter des Moskauer Patriarchats, Metropolit Hilarion, hat den USA vorgeworfen, maßgeblich am innerorthodoxen Zerwürfnis um die Kirche in der Ukraine beteiligt zu sein.

Auch das russische Parlament verurteilte die geplante Gründung einer vereinten und von Moskau unabhängigen ukrainisch-orthodoxen Landeskirche. Die Abgeordneten warfen der politischen Führung der Ukraine in einer Resolution vor, sich „grob“ in Kirchenangelegenheiten einzumischen, wie russische Medien am Freitag berichteten.

Der Moskauer Metropolit Hilarion

APA/AFP/Vasily Maximov

Der Moskauer Metropolit Hilarion

Die „Organisatoren des Staatsstreichs in der Ukraine von 2014“ verfolgten das Ziel, die „echte orthodoxe Kirche zu zerstören“ und mit Hilfe von Schismatikern die „Fortsetzung des Krieges gegen Russen und Russischsprachige im Osten der Ukraine zu segnen“, heißt es den Angaben zufolge in der von der Staatsduma in Moskau am Donnerstag verabschiedeten Erklärung.

Kirche als „politisches Werkzeug“

Die Regierung und das Parlament der Ukraine machen sich für die Bildung einer autokephalen (eigenständigen) und vereinten orthodoxen Landeskirche stark. In der russisch-orthodoxen Kirche sehen sie ein „politisches Werkzeug“ von Kreml-Chef Wladimir Putin, das ihn im „Hybrid-Krieg gegen die Ukraine“ unterstütze.

Das Parlament in Kiew sprach zuletzt dem Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel die Andreaskirche in der ukrainischen Hauptstadt zu. Damit wollen die Abgeordneten die Autokephalie-Erklärung durch Konstantinopel beschleunigen, die sie sich für die orthodoxe Kirche in der Ukraine wünschen.

In drei Kirchen gespalten

Zwei Bischöfe des Ökumenischen Patriarchats bereiten gegenwärtig in der Ukraine die Bildung einer vereinten Landeskirche vor. Die Orthodoxie in dem Land ist bisher in drei Kirchen gespalten. Eine untersteht Moskau, die beiden anderen pochen auf ihre Unabhängigkeit. Die russisch-orthodoxe Kirche will die Oberhoheit über die Ukraine behalten und fürchtet den Verlust von Mitgliedern und Gotteshäusern.

Der Außenamtsleiter des Moskauer Patriarchats, Metropolit Hilarion, sagte unterdessen, es gebe „wenige Zweifel“, dass hinter der Anerkennung einer unabhängigen orthodoxen ukrainischen Kirche durch das Ökumenische Patriarchat die Vereinigten Staaten stünden.

„Hoher Druck“ auf Bartholomaios I.

Die Schnelligkeit, mit der sich Bartholomaios I. von Konstantinopel als Ehrenoberhaupt der Orthodoxie für eine selbstständige ukrainische Kirche erklärt habe, spreche für einen „sehr hohen Druck“, sagte Hilarion der italienischen Zeitung „Il Messaggero“. Das Vorgehen des Ökumenischen Patriarchats nannte er „Banditentum“. Ob auch Geld geflossen sei, wolle er nicht bestätigen.

Hilarion hält sich derzeit in Rom auf. In diesem Rahmen war auch eine Begegnung mit Papst Franziskus am Freitag geplant. Es handle sich um „vertrauliche Gespräche“, zu denen er nichts sagen wolle, sagte Hilarion. Das Moskauer Patriarchat erwarte allerdings nicht, dass die katholische Kirche sich in den Streit um die Ukraine einschalte.

religion.ORF.at/KAP/KNA

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