Triest: Proteste gegen „CasaPound“-Aufmarsch

In einem „gemeinsamen Dokument“ haben die Triestiner Religionsgemeinschaften ihre Ablehnung eines gesamtitalienischen Aufmarsches der faschistischen Bewegung „CasaPound“ zum Ausdruck gebracht, der am 3. November in der Hafenstadt stattfinden soll.

„Wir sind in Sorge, dass die jungen Generationen durch die Verbreitung von Ideologien vergiftet werden, die sich gegen den Respekt vor der menschlichen Würde und gegen die Harmonie der Völker wenden sowie Schrecken und Hass in die Gesellschaft bringen“.

Das heißt es in dem Dokument, das vom katholischen Erzbischofs Giampaolo Crepaldi, jüdischen Oberrabbiner Alexandre Meloni, sunnitischen Imams Nader Accad, griechisch-orthodoxen Archimandriten Gregorios Miliaris und serbisch-orthodoxen Erzpriester Rasko Radovicic unterzeichnet ist.

Fest zu Ehren des Stadtpatrons

Am 3. November wird der Stadtpatron von Triest, der Heilige Märtyrer Justus von Aquileia, gefeiert; zugleich hat „CasaPound“ in Erinnerung an den 4. November - der als „Tag des Sieges“ im Ersten Weltkrieg in Italien früher ein staatlicher Feiertag war - für den 3. November zu einem gesamtitalienischen Aufmarsch in die julianische Hafenstadt eingeladen.

Die Religionsgemeinschaften haben sich zu dem gemeinsamen Appell entschlossen, um zu zeigen, dass sie „mit Entschlossenheit gemeinsam Auffassungen teilen und unterstützen, die sich an den Begriffen des Friedens, der Gleichheit und der Solidarität inspirieren“.

Ohne „CasaPound“ beim Namen zu nennen, fordern die Repräsentanten der Religionsgemeinschaften die Triestiner Verantwortungsträger und die Bürgerschaft auf, eine „klare Botschaft“ zu senden, damit Triest am Fest des Stadtpatrons von „Manifestationen von Ideologien“ verschont bleibt, „die an eine tragische Vergangenheit erinnern“.

Sorge vor Zunahme von Manifestationen des Rassismus

Die Repräsentanten der Religionsgemeinschaften betonen ihre Sorge über die Zunahme von Manifestationen des Rassismus und der Intoleranz in Italien und in Europa.

Diese Manifestationen könnten die Gesellschaft 80 Jahre zurückwerfen, als der Faschismus von Triest aus die „infamen Rassengesetze“ öffentlich machte. Damit wurde darauf angespielt, dass Benito Mussolini am 18. September 1938 auf der zentralen Piazza Unita’ in Triest jene Rede hielt, in der er die „Rassengesetze“ ankündigte, die zur Entrechtun der jüdischen Italiener führten.

Gebet in der Kathedrale San Giusto

Der für die Kultur zuständige Bischofsvikar der Diözese Triest, Don Ettore Malnati, hat angekündigt, dass die Katholiken am 3. November in der Kathedrale San Giusto beten werden, um die wahre Identität Triests an diesem Festtag zu stärken.

Ezra L. Pound (geboren 30. Oktober 1885 in Hailey, Idaho; gestorben 1. November 1972 in Venedig) war ein amerikanischer Dichter.

Er gilt als einer der herausragenden Vertreter der literarischen Moderne. Sein Hauptwerk ist „The Cantos“, bei denen er sich von Dante Alighieri inspirieren ließ.

Oberrabbiner Meloni betonte, dass es um einen ethisch-moralischen Appell an die Bürgerschaft gehe, über alle politischen Grenzen hinweg. Er sei glücklich, dass sich alle Repräsentanten der Religionsgemeinschaft diesem Appell angeschlossen hätten.

Ursprünge von „CasaPound“ im Jahr 2003

„CasaPound“ ist eine neofaschistische Bewegung, die sich als nationalistisch und sozial versteht. Im Namen beziehen sich die Gründer auf den US-amerikanischen Schriftsteller Ezra Pound, einen Anhänger Mussolinis.

Die Ursprünge von „CasaPound“ reichen in das Jahr 2003 zurück, als ein leerstehendes Gebäude am Esquilin in der Nähe der römischen Stazione Termini besetzt wurde. Inhaltlich stellt „CasaPound“ ein Amalgam von rechtsradikalen und globalisierungskritischen Elementen dar.

religion.ORF.at/KAP