Missbrauch: Diözese in Chile zu Schadenersatz verurteilt

Die Erzdiözese in Santiago de Chile ist laut der Tageszeitung „La Tercera“ (Sonntag-Ausgabe) offenbar von einem Gericht zur Zahlung von Schadenersatz wegen Missbrauchsvertuschung verurteilt worden.

Das Urteil soll in Zusammenhang mit dem Missbrauchsskandal um den inzwischen in den Laienstand versetzten katholischen Priester Fernando Karadima (88) gefallen sein. Es sei die bislang höchste Schadensersatzsumme, die Opfern von Missbrauchsfällen in dem südamerikanischen Land zugesprochen wurde, berichtete die Zeitung.

Das Urteil ist noch nicht öffentlich bestätigt. Die Erzdiözese könnte Berufung einlegen und das Verfahren vor den Obersten Gerichtshof Chiles bringen. In einer kurzen Erklärung der Verantwortlichen hieß es, man wolle zunächst die Veröffentlichung der tatsächlichen Entscheidung des Gerichts abwarten, bevor über weitere Schritte entschieden wird.

Missbrauchsvorwürfe nicht aufgeklärt

Das neue Urteil steht laut dem Bericht im Zusammenhang mit neuen Beweisen nach der Durchsuchung der Archive der Erzdiözese Santiago durch die Staatsanwaltschaft. Zuletzt hatte der Sender „24 Horas“ dazu berichtet, dass eine Mitteilung des ehemaligen Erzbischofs von Santiago, Kardinal Francisco Javier Errazuriz, an den damaligen päpstlichen Nuntius Ivo Scapolo entdeckt worden sei.

Aus dem Brief gehe hervor, dass der Kardinal 2009 nicht die erforderlichen Maßnahmen ergriffen habe, die zur Aufklärung der Vorwürfe gegen Fernando Karadima notwendig gewesen wären.

Für Opfer „historisches Urteil“

Das Missbrauchsopfer Juan Carlos Cruz sprach von einem historischen Urteil. Er denke dabei zuerst an alle von Missbrauch Betroffenen, die unter der „schrecklichen Vertuschung und den anhaltenden Lügen“ von Bischöfen hätten leiden müssen. Cruz nannte in diesem Zusammenhang auch konkret die Namen von Kardinal Errazuriz sowie des amtierenden Erzbischofs von Santiago, Kardinal Ricardo Ezzati.

Das Urteil werde Papst Franziskus dabei helfen „frisches Blut für den Wiederaufbau der Kirche einzusetzen“. Ezzati wird seit längerem vorgeworfen, Missbrauchsfälle vertuscht zu haben. Der gebürtige Italiener wies die Vorwürfe bisher stets zurück und betonte mehrfach, er habe niemals die Justiz behindert oder Fälle vertuscht.

religion.ORF.at/KAP/KNA

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