D: Vatikan-Vertreter fordert Debatte um Zölibat

Angesichts des Missbrauchsskandals in der katholischen Kirche fordert der Vertreter des Vatikans in Deutschland eine Debatte um die umstrittene Verpflichtung der Priester zur Ehelosigkeit.

„Der Zölibat ist kein Tabu“, sagte Erzbischof Nikola Eterovic, der in der Bundesrepublik als Apostolischer Nuntius den Vatikan vertritt, der Monatszeitschrift „Herder Korrespondenz“. In der katholischen Kirche dürfen Priester in der Regel nicht heiraten.

„Das Beste für die Kirche finden“

Mit dem Zölibat seien fraglos Probleme verbunden, mit dem Verheiratetsein von Priestern allerdings auch. „Es gibt keine Patentlösung in dieser Frage. Wir müssen einfach darüber diskutieren, was das Beste für die Kirche ist“, sagte der Kroate.

Die katholische Kirche ist in zahlreichen Ländern mit umfassenden Missbrauchsvorwürfen konfrontiert, die teils Jahrzehnte zurückreichen. In einer jüngst veröffentlichten Studie über sexuellen Missbrauch katholischer Kleriker an Kindern und Jugendlichen in Deutschland waren Tausende Verbrechen penibel dokumentiert worden.

In diesem Zusammenhang hatten unabhängige Wissenschaftler auch problematische Strukturen in der katholischen Kirche benannt, die Missbrauch nach wie vor befördern könnten. Neben dem Zölibat und einem „problematischen Umgang“ mit dem Thema Sexualität gehöre dazu die ausgeprägte klerikale Macht einzelner Geistlicher.

Kardnal Reinhard Marx bei der Jugendsynode im Vatikan im Oktober 2018

APA/AFP/Andreas Solaro

„Wir müssen handeln“, hatte der Münchner Kardinal Anfang Oktober gesagt

Forderungen nach Diskussion auch von Bischofsseite

Als Reaktion auf den Missbrauchsskandal hatte zuletzt bereits der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Reinhard Marx, eine Diskussion auch um den Zölibat gefordert. „Worte der Betroffenheit reichen nicht aus“.

„Wir müssen handeln“, hatte der Münchner Kardinal Anfang Oktober gesagt. Die Kirche müsse sich in einer ehrlichen Diskussion vielen Fragen stellen. Dazu gehörten „Machtmissbrauch und Klerikalismus, Sexualität und Sexualmoral, Zölibat und Ausbildung der Priester“.

religion.ORF.at/dpa

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