Frühchristliche Basilika und Bad in Türkei entdeckt

Eine römische Badeanlage und eine frühchristliche Basilika haben Forscher aus Münster in der Südosttürkei erschlossen, wie der Altertumswissenschaftler und Grabungsleiter Engelbert Winter am Dienstag in Münster sagte.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler legten in der antiken Stadt Doliche nahe der syrischen Grenze ein Bad aus dem 2. oder 3. Jahrhundert nach Christus mit wertvollen Mosaiken frei. Dieses sei ab dem 4. Jahrhundert nicht mehr in Betrieb gewesen, hieß es.

Überreste einer Fußbodenheizung im Bereich einer in der in der Türkei ausgegrabenen antiken römischen Badeanlage

WWU Münter/Peter Jülich

Überreste einer Fußbodenheizung im Bereich der römischen Badeanlage

Der antike Ort Doliche war eine bedeutende Kultstätte des syrischen Baal. Nach der Eroberung der Stadt und der Eingliederung in die Provinz Syria im letzten Drittel des 1. Jahrhunderts n. Chr. durch die Römer wurde der Kult auf Jupiter übertragen und verbreitete sich als Soldatengott Iupiter Dolichenus im gesamten Römischen Reich. Nach der Zerstörung des Hauptheiligtums in Doliche durch den Sassanidenkönig Schapur I. Mitte des 3. Jahrhunderts n. Chr. ging der Kult unter.

Stadt war Bischofssitz

Die Stadt bestand jedoch weiter. Mit der Blüte des Christentums entstand eine Basilika. Die Stadt wurde ein Bischofssitz. Sie bildete auch nach der Eroberung durch die Araber im 7. Jahrhundert weiterhin ein militärisches und administratives Zentrum der Region.

Die Forschungsstelle Asia Minor der Universität Münster gräbt unter der Leitung von Winter vom Exzellenzcluster „Religion und Politik“ seit 2001 mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) im Hauptheiligtum des Iupiter Dolichenus. Die Forscher legten bis 2016 Funde aus allen Epochen der 2.000-jährigen Geschichte des Kultplatzes frei.

Seit vergangenem Jahr hätten sie sich auf das benachbarte Stadtgebiet konzentriert, so Winter. „Doliche ist ideal, um exemplarisch die kulturelle, politische und religiöse Entwicklung einer Stadt im antiken Syrien zu untersuchen.“

Badeanlage von beachtlicher Größe

Mit rund 2.000 Quadratmetern sei die Badeanlage von beachtlicher Größe gewesen, hieß es zum Ende der diesjährigen Grabungssaison. Sie weise die für die Römer typische Abfolge kalter, warmer und heißer Baderäume auf. Ein etwa 150 Quadratmeter großer Raum mit Schwimmbecken und dem Heizsystem unter dem Boden sei nun teils freigelegt worden.

Der Fund der dreischiffigen Basilika stelle eine besondere Chance dar, führte der Forscher aus. Denn in dieser für das frühe Christentum hoch bedeutenden Region seien nur sehr wenige innerstädtische Kirchenbauten archäologisch erforscht. In diesem Jahr angelegte Suchschnitte hätten vor allem Nebenräume und Anbauten des Kirchenkomplexes zu Tage gebracht.

Damit sei die Anlage viel weitläufiger als vermutet. „Ihre weitere Freilegung verspricht, die Kenntnis des religiösen Lebens und der sakralen Architektur im spätantiken Nordsyrien bedeutend zu erweitern“, sagte Winter. Weitere Funde zeigten, dass die Kirche im 7. Jahrhundert vermutlich durch ein Erdbeben zerstört wurde. Die Stadt sei erst im 12. Jahrhundert verlassen worden.

religion.ORF.at/KAP/KNA

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