D: Bischöfe nehmen geistlichen Missbrauch ins Visier

Die deutschen Bischöfe wollen sich nicht nur mit sexuellem, sondern auch mit geistlichem Missbrauch auseinandersetzen. Der geistliche Missbrauch gilt als Phänomen, welches jetzt genauer untersucht werde.

Im Zusammenhang mit den Diskussionen um sexuellen Missbrauch in der Kirche sei man „auf das Phänomen des geistlichen Missbrauchs aufmerksam geworden“, erklärte der Münsteraner Bischof Felix Genn am Mittwoch nach einer internen Tagung der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) in Mainz.

Psychischer und geistlicher Missbrauch

„Allzu oft, so die Befürchtung, geht psychischer und geistlicher Missbrauch dem sexuellen Missbrauch voraus“, betonte Genn, der Vorsitzender der DBK-Kommission für Geistliche Berufe und Kirchliche Dienste ist. Opfer sexuellen Missbrauchs würden dabei „durch eine falsche geistliche Begleitung in Abhängigkeiten vom Begleiter gebracht und gefügig gemacht“, so Genn.

Von dem Phänomen berichteten zunehmend mehr Betroffene. Geistlichen Missbrauch gebe es etwa in der Form, „dem anderen meine Entscheidung, die ich bei ihm für richtig halte, aufzuzwingen, statt ihm die Freiheit zu lassen“.

Konstellation begünstigt geistlichen Missbrauch

Bei dem Treffen in Mainz berieten sich die Pastoralkommission, die Kommission für Geistliche Berufe und Kirchliche Dienste und die Jugendkommission der DBK. Weitere Teilnehmer kamen unter anderem aus dem Bereich der Orden.

Äbtissin M. Petra Articus vom Landshuter Zisterzienserinnenkloster Seligenthal sagte, geistlicher Missbrauch könne vorprogrammiert sein, wenn Ordensobere mit Macht- und Kontrollbedürfnis mit Untergebenen zusammenträfen, die überzogene Ideale hätten und zugleich unsicher und konfliktscheu seien.

religion.ORF.at/KAP