Pakistan: Ehemann von Asia Bibi bat Ausland um Hilfe

Nach Protesten radikaler Muslime gegen die Aufhebung des Todesurteils gegen die Christin Asia Bibi in Pakistan fürchtet deren Ehemann um das Leben der gesamten Familie. Er bat das Ausland um Asyl und Hilfe bei der Ausreise aus Pakistan.

Er bitte die USA, Großbritannien und Kanada darum, seiner Frau und der Familie zur Ausreise aus Pakistan zu verhelfen und ihnen Asyl zu gewähren, erklärte Bibis Ehemann Ashiq Masih in einer am Sonntag verbreiteten Videobotschaft.

Asia Bibi

APA/AFP/British Pakistani Christian Association/Handout

Asia Bibi sitzt wegen angeblicher Gotteslästerung seit Jahren im Gefängnis

Proteste nach Freispruch

Bibi sitzt wegen angeblicher Gotteslästerung seit Jahren im Gefängnis. Am Mittwoch hob das Oberste Gericht Pakistans das Todesurteil gegen sie auf und sprach die Frau, deren Fall international für Aufsehen gesorgt hatte, von allen Vorwürfen frei.

Daraufhin protestierten radikale Muslime tagelang gewalttätig gegen die Gerichtsentscheidung. Am Freitag schließlich einigte sich die Regierung in Islamabad mit der Islamistenpartei Tehreek-e-Labaik (TLP) darauf, dass die Islamisten Berufung gegen die Gerichtsentscheidung einlegen dürfen und Bibi die Ausreise untersagt wird.

Islamisten protestieren in Pakistan gegen den Freispruch der Christin Asia Bibi

Reuters/Faisal Mahmood

Radikale Muslime protestierten tagelang gewalttätig gegen die Gerichtsentscheidung

Pakistanischer Informationsminister sieht keine Gefahr

Der pakistanische Informationsminister Fawad Chaudry sagte der BBC, das Abkommen mit den Islamisten sei notwendig gewesen, „um die Situation gewaltlos zu lösen“. Sicherheitsvorkehrungen zum Schutz Bibis seien erhöht worden. Ihr Leben sei nicht in Gefahr.

Die pakistanische Menschenrechtsministerin Shireen Mazari warf dem Kurznachrichtendienst Twitter vor, das Nutzerkonto des TLP-Anführers Khadim Rizvi trotz einer Bitte der Regierung nicht gesperrt zu haben. Rizvi hatte das soziale Netzwerk während der Proteste zur Verbreitung von Anweisungen verwendet.

Von Erleichterung in Angst verwandelt

Bibis Schicksal hängt weiter in der Schwebe. Wilson Chowdhry vom Verband der christlichen Pakistanis in Großbritannien sagte AFP, die erste Erleichterung von Bibis Familie über die Aufhebung des Todesurteils habe sich inzwischen in Angst verwandelt.

„Die Töchter weinen. Sie haben ihre Mutter noch nicht gesehen. Die ganze Familie ist am Boden zerstört.“ Angesichts der gewalttätigen Unruhen nach der Gerichtsentscheidung sei es für die Familie zu gefährlich, Bibi im Gefängnis zu besuchen.

Ersuchen um internationales Asyl

Die Familie bitte die USA, Großbritannien oder Kanada um Asyl, weil es dort die größten Gemeinden pakistanischer Christen außerhalb Pakistans gebe, erklärte Chowdhry. Auch entfernte Verwandte müssten sich in Sicherheit bringen: „Wenn Asia Bibi das Land verlässt, wird jeder Familienangehörige, jeder Mensch mit Verbindungen zu ihr, getötet werden.“

Bibis Ehemann hatte bereits am Samstag der Deutschen Welle gesagt, die Familie sei nach der Zulassung der Berufung nirgendwo mehr sicher. Er und die gemeinsamen Töchter wechselten aus Sicherheitsgründen ständig den Aufenthaltsort.

Er habe zudem Sorge, dass seine Frau im Gefängnis angegriffen werden könnte. Bibis Anwalt verließ aus Sorge um sein Leben am Samstag Pakistan und flog nach Europa.

Beschuldigung durch Dorf-Imam

Ein Dorf-Imam hatte die einfache Landarbeiterin Bibi 2009 beschuldigt, den Propheten Mohammed beleidigt zu haben. Bibi wies den Vorwurf stets zurück.

Blasphemie ist im streng konservativ-islamischen Pakistan ein folgenschwerer Vorwurf. Wegen entsprechender Anschuldigungen verbüßen dort derzeit rund 40 Menschen nach Schätzungen eines US-Ausschusses zur Religionsfreiheit lebenslängliche Gefängnisstrafen oder warten auf ihre Hinrichtung. Immer wieder kommt es zu Lynchmorden wegen Vorwürfen der Gotteslästerung.

Tod eines Religionsführers verschärft Situation

Die Spannungen in Pakistan wurden durch die Nachricht vom Tod des bedeutenden pakistanischen Religionsführers Sami Ul-Haq angefacht. Dieser wurde nach Behördenangaben am Freitag in seinem Haus in Rawalpindi von Unbekannten niedergestochen. Tausende Anhänger nahmen am Samstag an seiner Beerdigung teil.

Ul-Haq, der auch als „Vater der Taliban“ bekannt war, war ein Verbündeter der regierenden Tehreek-e-Insaf-Partei von Premierminister Imran Khan. Dieser verurteilte die Ermordung und ordnete eine Untersuchung an. Die afghanischen Taliban sprachen in einer Erklärung von „einem großen Verlust für die gesamte islamische Nation“. In Ul-Haqs Koranschulen wurden spätere Taliban-Größen wie Mullah Omar und Jalaluddin Haqqani ausgebildet.

religion.ORF.at/APA/AFP/dpa

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