USA-Mexiko: Bischöfe wehren sich gegen Mauerbau

Kritik und Widerstand gegen das Bestreben der Regierung von US-Präsident Donald Trump, eine Sperrmauer zwischen den USA und Mexiko zur Verhinderung illegaler Migration zu errichten, haben katholische Bischöfe auf beiden Seiten der Grenze geäußert.

Der texanische Bischof Daniel Flores verweigert den US-Behörden eine Machbarkeitsstudie zum Mauerbau auf Kirchengrund und muss sich dafür nun einem Gerichtsverfahren stellen. Auf mexikanischer Seite hat Bischof Jose Guadalupe Campos Torres dazu aufgerufen, Mauern „niederzureißen“ und Migranten zu unterstützen.

Vor einigen Monaten sei er über eine geplante Machbarkeitsstudie für einen später beabsichtigten Bau der Mauer über Kirchengelände informiert worden und habe dann im Oktober mit Regierungsbeamten darüber gesprochen, erklärte US-Bischof Flores im einem Interview mit dem Nachrichtenportal „Vatican News“ am Mittwoch.

Der Grenzzaun zwischen USA und Mexiko

Reuters/Jose Luis Gonzalez

Über weite Strecken bildet ein Zaun die Grenze zwischen den USA und Mexiko

Interessen auf beiden Seiten der Grenze

Die Genehmigung für die Studie habe er nun nach reiflicher Überlegung und Beratung abgelehnt, „da es die Freiheit der Kirche bei der Erfüllung ihrer Mission in dem Gebiet des Rio Grande-Tals einschränken würde und auch in gewissem Sinn der Mission der Kirche selbst widersprechen würde“, so der Bischof von Brownsville.

Es werde nun zu einem Gerichtsverfahren kommen, wobei die Diözese bis Ende Jänner Stellung zur ihrer Ablehnung nehmen könne, hieß es in dem Bericht. Er erwarte sich dabei eine „faire Anhörung“ zu seinen Motiven, wenngleich für die Kirche einiges auf dem Spiel stehe, sagte Bischof Flores.

Bei einer zwangsweisen Genehmigung der Machbarkeitsstudie bestehe die Gefahr, dass kirchliche wie auch sonstige private Grundeigentümer entlang der Grenze gegen eine Entschädigung enteignet werden. Zu bedauern wäre dies u.a. deshalb, da die Diözese auch auf der anderen Seite der geplanten Mauer eine kleine historische, jedoch weiter genutzte Mission besitze, erklärte Flores.

Aufruf, die „Mauern niederzureißen“

Mit harschen Tönen hatte bereits am vergangenen Sonntag der Bischof der mexikanischen Grenzstadt Ciudad Juarez, Jose Guadalupe Campos Torres, gegen die Abschottungspolitik von US-Präsident Trump mobil gemacht. Es gelte, „jene Mauern niederzureißen, die gegen die Migranten errichtet wurden“. Der Bischof rief die Gläubigen bei der Sonntagsmesse in seiner Bischofskirche zugleich dazu auf, Migranten in jeder Hinsicht zu helfen. Viele Familien aus Zentralamerika würden sich in äußerst schwierigen Umständen in Richtung USA begeben.

2016 hatte Papst Franziskus im Rahmen eines Mexikobesuchs die Grenzstadt besucht und einen Gottesdienst unmittelbar am Grenzzaun zu den USA geleitet. Derzeit befänden sich in Ciudad Juarez mehrere hundert Migranten aus Guatemala, Kuba und Honduras und warteten an zwei zentralen Punkten an der Grenze auf eine Einvernahme durch die US-Behörden, um politisches Asyl beim nördlichen Nachbarn zu beantragen, berichtet Bischof Flores gegenüber „Vatican News“.

Kardinal bittet um Unterstützung für „Karawane“

Weit größer noch ist die Zahl der Migranten aus Mittelamerika, die mit der sogenannten „Karawane“ Mexiko nordwärts durchqueren und derzeit in der Hauptstadt des Landes Station machen - über 2.000 von ihnen in einem improvisierten Flüchtlingsheim nahe der Basilika von Guadalupe.

Der Erzbischof von Mexiko-Stadt, Kardinal Carlos Aguiar, rief seine Landsleute zur Unterstützung der Migranten auf. Es handle sich dabei um „Leute, die ihr zu Hause, ihr Land, ihre Kultur, ihre Familien aus einer Notlage heraus verlassen haben“, sagte der Erzbischof in einem am Dienstag (Ortszeit) über die Sozialen Netzwerke verbreiteten Video.

Trump verstärkt Absicherung gegen Geflüchtete

Ihren Auftakt nahm die erste Karawane vor gut zwei Wochen in der als besonders gefährlich geltenden Stadt San Pedro Sula in Honduras. Der Gruppe gelang es anschließend die Grenzen nach Guatemala als auch nach Mexiko zu überwinden und die wegen Überfällen berüchtigte Berglandschaft Chiapas zu durchqueren. Endziel der Migranten ist der Grenzübertritt in die USA.

Teile der "Karawane" von Flüchtenden in Mexiko Richtung USA

Reuters/Carlos Garcia Rawlins

Ein Teil der „Karawane“ aus Honduras

Allerdings hat US-Präsident Trump erklärt, die Menschen nicht ins Land lassen zu wollen. Stattdessen ordnete er eine zusätzliche militärische Absicherung der Grenze an. Viele Mitglieder der Karawane sollen Medienberichten zufolge um Asyl in Mexiko gebeten haben.

Gewalt und Unsicherheit Ursache für Flucht

Die meisten Karawane-Flüchtlinge geben an, aufgrund der Unsicherheit und überbordenden Gewalt ihre Heimat verlassen zu haben. Ein Problem, das allerdings auch weite Teile Mexikos betrifft. Der Bischof des mexikanischen Chilpancingo-Chiapa, Salvador Rangel Mendoza, hat deshalb die kriminellen Banden in der Unruheprovinz Guerrera zu einer Weihnachtswaffenruhe aufgerufen.

Er glaube weiterhin an den Dialog als das entscheidende Instrument, sagt Rangel Mendoza, der wegen seiner direkten Gespräche mit Vertretern der organisierten Kriminalität weit über die Grenzen seiner Diözese bekannt geworden ist. Die Initiative des Bischofs ist in Mexiko nicht unumstritten.

religion.ORF.at/KAP

Mehr dazu:

Link: