Caritas: Wohnungslosigkeit von Frauen oft „versteckt“

Die Caritas der Diözese Linz will auf die oft „versteckte“ Wohnungslosigkeit von Frauen aufmerksam machen. Anders als bei Männern sei diese nämlich oft kaum sichtbar.

Das sei deshalb so, „weil Frauen so lange wie möglich ihre Notlage verbergen und ohne institutionelle Hilfe auskommen wollen“, sagte Caritas-Direktor Franz Kehrer am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in Linz. Die Caritas unterstützt Betroffene u. a. mit dem Projekt „Krisenwohnen“. Es gebe allerdings mehr Anfragen als Plätze, berichtete Leiterin Michaela Haunold.

Der Großteil der betroffenen Frauen versuche zunächst, bei Freunde unterzukommen oder gehe „Zweckpartnerschaften“ ein. Nicht selten führe das in Abhängigkeiten, „die in sexueller oder psychischer Gewalt, Alkohol- und Drogenmissbrauch enden“, sagte Caritasdirektor Kehrer. Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe seien außerdem oft von Männern dominiert - ein weiterer Grund, wieso Frauen fern blieben. Der Frauenanteil in den Einrichtungen betrage nur rund 20 Prozent.

„Zweckpartnerschaft“ statt Notschlafstelle

Ein „besonders großer“ Druck laste auf Frauen mit Kindern, denn Letztere dürften in Notschlafstellen nicht übernachten und die Wartelisten in betreuten Wohneinrichtungen für Frauen und Kinder sei meistens lang. „Die Mütter befürchten außerdem, dass ihre Kinder im Fall der Obdachlosigkeit von der Kinder- und Jugendhilfe fremd untergebracht werden“, so Kehrer.

Eine Frau steht in einer Küche im Gegenlicht

APA/dpa/Roland Weihrauch

Weibliche Obdachlosigkeit ist oft unsichtbar, so die Caritas Linz

Die Caritas versuche Lücken, die es im öffentlich finanzierten Netz an Einrichtungen für wohnungslose Menschen gebe, mit spendenfinanzierten Angeboten ein Stück weit zu stopfen. Es bräuchte aber dringend Maßnahmen Seitens der Politik, um die Ursachen von Wohnungslosigkeit und spezifische Probleme von betroffenen Frauen anzupacken.

„Sehr dringend“, forderte Kehrer, wäre etwa der Ausbau von leistbarem Wohnraum: „Speziell für Frauen mit Kindern bräuchte es weitere öffentlich finanzierte Notunterkünfte und den verstärkten Ausbau von Krabbelstuben- und Hortplätzen, um die Arbeitsmöglichkeiten zu verbessern.“

Projekt „Krisenwohnen“

Die Caritas der Diözese Linz unterstützt Betroffene etwa im Tageszentrum „FRIDA“, im „Haus für Mutter und Kind“, mit einer Delogierungsberatung und Sozialberatungsstellen. Das Projekt „Krisenwohnen“ gibt es seit 2013. Heuer wurde die Einrichtung von vier auf elf Wohnplätze erweitert. Acht Wohnplätze sind dort fix für Frauen bzw. Paare mit oder ohne Kinder reserviert.

Spendenhinweis

Spendenkonto RLB OÖ; IBAN: AT20 3400 0000 0124 5000; BIC: RZOOAT2L; Verwendungszweck: Elisabethsammlung

„Viele Frauen und Mütter, die ins ‚Krisenwohnen‘ kommen, können sich nach einer Trennung die Wohnung nicht mehr leisten, günstige Mietwohnungen auf die Schnelle zu finden, ist aber nicht so einfach“, sagte „Krisenwohnen“-Leiterin Haunold.

Zu wenige Plätze

Im Moment übersteigt der Bedarf an Krisenwohnungen laut Caritas bei weitem die Plätze, die man zur Verfügung stellen könne. Bisher konnte die Einrichtung 36 Erwachsene und 35 Kinder aufnehmen. 64 Erwachsenen mit insgesamt 52 Kindern musste allerdings eine Absage erteilt werden.

Das „Krisenwohnen“-Projekt der oberösterreichischen Caritas ist ausschließlich aus Spenden finanziert. Im Rahmen der „Elisabethsammlung“ ruft die Caritas im November dazu auf, für diese und andere Unterstützungs-Angebote zu spenden.

religion.ORF.at/KAP

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