D: Widerstand gegen Antisemitismus als Christenpflicht

Zum 80. Jahrestag der Reichspogromnacht haben die Kirchen zum Widerstand gegen jede Form von Antisemitismus aufgerufen. „Das ist nicht nur eine Bürgerpflicht, es ist auch eine Christenpflicht“, sagt Kardinal Reinhard Marx.

„Wir dürfen nicht wegschauen, wenn Juden in welcher Form auch immer angegriffen werden“, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, am Donnerstag bei einer Gedenkveranstaltung der Stadt Würzburg und der jüdischen Gemeinde.

Immerwährendes Ringen um Demokratie

Die Reichspogromnacht markiere den Übergang von der rechtlichen Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung der Juden hin zur offenen Verfolgung, die schließlich im Völkermord an den Juden mündete.

„Dass damals so viele - die meisten von ihnen waren Christen - weggeschaut oder tatenlos zugeschaut haben, erfüllt uns bis heute mit Scham“, sagte Marx laut Redetext. Rechtsstaat und Demokratie seien keine Errungenschaften, die einmal erworben würden und dann selbstverständlich seien. Darum müsse immer wieder gerungen werden.

Warnungen aus evangelischer Kirche

Auch die evangelische Kirche warnte vor dem zunehmenden Antisemitismus in Deutschland und weltweit. Es sei „heute weiterhin nötig, allen Formen von Judenfeindschaft und Antisemitismus entgegen zu treten“, erklärten die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD), die Union Evangelischer Kirchen in der EKD und die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands in Hannover.

Dies zeigten „der Anschlag in Pittsburgh, antisemitische Vorfälle in Deutschland sowie die unverminderte Hetze gegen Jüdinnen und Juden im Netz“.

"Antisemitismus ist Gotteslästerung“

„Die Bilder von zerstörten Synagogen und verwüsteten jüdischen Geschäften haben sich in das kollektive Gedächtnis unseres Landes eingebrannt - die Reichspogromnacht gehört für immer zur Erinnerungskultur unseres Landes“, hieß es weiter. Antisemitismus sei „kein Phänomen von gestern“, mahnten die Organisationen zugleich. „Christlicher Glaube und Judenfeindschaft schließen einander aus - Antisemitismus ist Gotteslästerung.“

In der Nacht vom 9. zum 10. November 1938 hatte es im ganzen Land Ausschreitungen gegen Juden und jüdische Einrichtungen gegeben. Durch den ausbleibenden Protest der Gesellschaft fühlten sich die Nationalsozialisten in ihrem Vorhaben bestärkt, Pläne zur Vernichtung der jüdischen Bevölkerung Europas voranzutreiben. In ganz Deutschland finden zum 80. Jahrestag zahlreiche Gedenkveranstaltungen statt.

religion.ORF.at/AFP