Asia Bibi zusammen mit Ehemann an geheimem Ort

Die pakistanische Christin Asia Bibi, deren Todesurteil wegen Blasphemie in der Vorwoche aufgehoben wurde, ist frei. Sie sei an einen geheimen Ort gebracht worden, wo sie auch ihren Ehemann Asiq Masih wiedergetroffen habe, berichtete das Webportal Vatican News.

Das italienische Nachrichtenportal berief sich dabei am Donnerstagabend auf eine nicht namentlich benannte Quelle „aus dem näheren familiären Umkreis“ der 51-Jährigen. Bibi habe den Donnerstag - ihren ersten Tag in Freiheit - „mit ständigen Danksagungen an Gott, der ihre Gebete erhört hat“ verbracht, hieß es. „Dank sei Gott. Gott sei gelobt. Ich bin frei“, zitierte Vatican Insider erste Worte Bibis nach neun Jahren in der Todeszelle.

Asia Bibi

APA/AFP/British Pakistani Christian Association/Handout

Asia Bibi

In dem Bericht wird weiter auch der Direktor der Strafbehörde in der Provinz Punjab, Zawar Hussain Warrich, zitiert. Dieser bestätigte die Angaben, wonach die Christin am Mittwochabend ihre Zelle im Frauengefängnis der Stadt Multan verlassen habe und gegen 22.00 Uhr per Flugzeug in die Hauptstadt Islamabad geflogen.

Strengste Sicherheitsvorkehrungen

Das alles habe unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen stattgefunden. Bereits im Gefängnis sei Bibi in Gefahr gewesen: Vor zwei Monate seien zwei Wachebeamten der Haftanstalt in Multan festgenommen worden, da sie ein Attentat gegen die Christin geplant hätten, berichtete Vatican Insider unter Berufung auf Quellen aus dem pakistanischen Justizsystem. Ebenfalls aufgrund von Morddrohungen war in der Vorwoche auch Bibis Anwalt Saiful Malook - er ist selbst Muslim - in die Niederlande geflohen.

Asia Bibis Ehemann Ashiq Masih und ihre Töchter Esham and Esha

APA/AFP/Arif Ali

Asia Bibis Ehemann Ashiq Masih und ihre Töchter Esham and Esha

Erneut dementierte die pakistanische Regierung am Donnerstag, dass Bibi das Land verlassen habe: Außenministeriums-Sprecher Mohamed Faisal erklärte, Bibi sei „eine freie Bürgerin“, werde das Land jedoch erst dann verlassen, wenn das Höchstgericht die Berufung gegen ihre Freilassung zurückweise. Mit dieser Erklärung sollten laut Vatican Insider jene radikalen Gruppen gebremst werden, die erneut zu Demonstrationen gegen die Freilassung der Christin aufgerufen hatte. Dem Portal zufolge hätten über 50.000 Anhänger der radikalislamischen Partei TLP in den vergangenen Tagen auf Pakistans Straßen die Todesstrafe Asia Bibis eingefordert.

Todesurteil wegen „Blasphemie“

Bibis Fall hatte internationale Aufmerksamkeit erregt. Die fünffache Mutter war 2009 als erste Christin in Pakistan wegen Beleidigung des Islam angeklagt und zum Tode verurteilt worden. Sie bestreitet die Vorwürfe. Im Juli 2015 ordnete ein Gericht die vorläufige Aussetzung der Vollstreckung der Todesstrafe an. Am 31. Oktober hob das Oberste Gericht Pakistans das Todesurteil auf.

Das führte zu massiven und tagelangen Protesten der radikalislamischen Partei Tehreek-e-Labbaik Pakistan (TLP). Nach der Zusicherung der Regierung, eine Revision des Urteils nicht zu blockieren und ein Ausreiseverbot für Asia Bibi zu verhängen, beendete die TLP zunächst die Proteste, drohte für den Fall des Bruchs des Abkommens jedoch mit einer „Revolution“.

Italien will Christin aufnehmen

Bibis Ehemann Ashiq Masih hatte am Dienstag über das Hilfswerk „Kirche in Not“ Italiens Regierung um Hilfe für eine Ausreise aus Pakistan und um Asyl gebeten. Italiens Regierung erklärte, die Christin aufnehmen zu wollen, und auch der italienische Parlamentsausschuss für auswärtige Angelegenheiten beschloss am Donnerstag einstimmig eine Resolution zum Schutz Bibis.

„Mit diesem Entschluss versichert das italienische Parlament, die Anstrengung der internationalen Gemeinschaft und den ernsthaften und konstruktiven Einsatz der italienischen Regierung für eine positive Entwicklung dieser Angelegenheit zu unterstützen“, erklärte die Ausschussvorsitzende Marta Grande.

religion.ORF.at/KAP

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