Kardinal Koch in Eisenstadt: „Ökumene der Märtyrer“

Auf die wachsende Verfolgung von Christen verschiedener Konfessionen in vielen Weltregionen hat der vatikanische Kurienkardinal Kurt Koch bei der diesjährigen Festakademie der Diözese Eisenstadt zum Martinsfest am Sonntag aufmerksam gemacht.

Das Leiden so vieler Christen in der heutigen Welt bilde dabei über alle christlichen Konfessionen hinweg eine „gemeinsame Erfahrung“ und zugleich einen starken Aufruf für stärkere ökumenische Bemühungen, betonte der Präsident des päpstlichen Einheitsrates. Christinnen und Christen würden nicht verfolgt, weil sie katholisch oder protestantisch sind, sondern „weil sie Christen sind“, sagte Koch. Angesichts des Leids so vieler Christen in der heutigen Zeit müssten zentrale Kontroversen im ökumenischen Dialog der Gegenwart entschlossen und engagiert gelöst werden.

„Martyrium ist heute ökumenisch“

„Das Martyrium ist heute ökumenisch und man muss von einer eigentlichen Ökumene der Märtyrer sprechen“, sagte der Schweizer Kardinal im Beisein des Eisenstädter Bischofs Ägidius Zsifkovics, des Wiener griechisch-orthodoxen Metropolit Arsenios (Kardamakis) und des evangelischen Superintendenten Manfred Koch. „Die Märtyrer gehören allen Kirchen und ihr Leiden ist eine ‚Ökumene des Blutes‘“, woraus eine „vordringliche ökumenische Verantwortung“ resultiere, sagte Koch. „Gerade die Zunahme der Christenverfolgungen verdeutlicht die existenzielle Dringlichkeit der Ökumene in der heutigen Welt.“

Kardinal Kurt Koch

APA/AFP/ Vincenzo Pinto

Kardinal Kurt Koch

Unter den verschiedenen christlichen Kirchen und Gemeinschaften gebe es heute einen weitgehenden Konsens über „viele Einzelfragen des Glaubensverständnisses“, sagte Koch. Eine breite Kluft bestehe aber gerade im Verständnis von „ökumenischer Einheit der Kirche selbst“. Einheit sei eine Grundkategorie des christlichen Glaubens. Ohne Bemühen um Einheit der Christen und damit um Überwindung der Spaltungen des einen Leibes Christi in der einen von Gott geschaffenen Welt „gibt sich der christliche Glaube selber auf“, so der Kurienkardinal.

Einheit der christlichen Gemeinschaft zentral

Gerade angesichts dringlicher ethischer Fragen - von Aspekten des Lebensschutzes bis zur Gerechtigkeit und einem christlichen Menschenbild - brauche es ein gemeinsames und einheitliches Auftreten der Christen. „Wenn die christlichen Kirchen und Gemeinschaften zu den großen ethischen Fragen in der heutigen Zeit nicht mit einer Stimme sprechen können, wird diese christliche Stimme in den säkularistischen Gesellschaften immer schwächer“, stellte der Präsident des Einheitsrates fest. Koch rief in diesem Zusammenhang zu mehr Mut für die christliche Ökumene, für Solidarität und Geschwisterlichkeit der Christen auf.

Vor der Festakademie am Sitz der burgenländischen Wirtschaftskammer hatte Kardinal Koch am Sonntagvormittag das Pontifikalamt zum Fest des burgenländischen Diözesan- und Landespatrons im Eisenstädter Martinsdom geleitet. In seiner Festpredigt rief er dazu auf, die Armen als „privilegierten Zugangsort zu Jesus Christus“ zu sehen und in ihnen Gott zu begegnen. Der Heilige Martin von Tours habe diese Haltung eindrucksvoll vorgelebt. Auch der Apostolischen Nuntius in Österreich, Peter Stephan Zurbriggen, sowie der burgenländische Landeshauptmann Hans Niessl nahmen an der Festmesse teil.

religion.ORF.at/KAP