D: Katholischer Gedenktag für Missbrauchsopfer

Die katholischen Bischöfe in Deutschland richten am Sonntag erstmals einen eigenen Gedenktag für die Opfer sexuellen Missbrauchs aus. Kirchliche Akten hatten 3.677 Opfer sexuellen Missbrauchs dokumentiert.

Der Missbrauchsbeauftragte der Deutschen Bischofskonferenz, der Trierer Bischof Stephan Ackermann, hofft nach eigenem Bekunden auf ein „starkes Signal“. Gedenk- und Gebetstage seien „ein Mittel, dass das Thema nicht wieder wegrutscht“, sagte Ackermann im Vorfeld im Interview mit „domradio.de“.

Gebet und Fürbitten im Internet

Der Gedenktag soll jeweils im zeitlichen Umfeld des vom Europarat initiierten „Europäischen Tages zum Schutz von Kindern vor sexueller Ausbeutung und sexuellem Missbrauch“ begangen werden. Dieser findet seit 2015 am 18. November statt.

Erstmals werden den katholischen Pfarren in Deutschland in diesem Jahr dazu ein Gebet und Vorschläge für Fürbitten zur Verfügung gestellt, die im Rahmen der um den 18. November stattfindenden Gottesdienste genutzt werden können. Die Texte sind auf der Website der Deutschen Bischofskonferenz abrufbar.

Sensibilität bei Vergebungsbitte nötig

Ackermann betonte, es brauche eine sensible Sprache: „Denn beim besten Willen kann man auch Dinge falsch machen, und da braucht es Fingerspitzengefühl.“ So reagierten Betroffene sensibel, wenn die Kirche um die Vergebung von Schuld bete: „Denn die Betroffenen fragen natürlich, wer diejenigen sind, die vergeben.“

Für die katholische Kirche in Deutschland hatten Wissenschaftler Ende September in Fulda eine „Studie über sexuellen Missbrauch an Minderjährigen durch Geistliche im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz“ vorgestellt. In den kirchlichen Akten der Jahre 1946 bis 2014 hatte das Forscherteam Hinweise auf 3.677 Opfer sexueller Übergriffe und auf rund 1.670 beschuldigte Priester, Diakone und Ordensleute gefunden. Die Experten gehen zudem von weiteren Fällen aus, die nicht in den Akten erfasst sind.

religion.ORF.at/KAP/KNA

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