Italiens Bischöfe beraten über Vaterunser-Übersetzung
Bei der Frage der italienischen Neuübersetzung des lateinischen Messbuchs geht es auch um das Vaterunser und die Bitte: „Und führe uns nicht in Versuchung“. Im Jänner hatte der bisherige Generalsekretär der Bischofskonferenz, Nunzio Galantino, gesagt, die Vaterunser-Bitte solle künftig lauten: „Und verlass uns nicht angesichts der Versuchung“.
Auf die neue Formulierung ging der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Kardinal Gualtiero Bassetti, in seiner Eröffnungsrede am Montag im Vatikan, nicht ein. Er forderte aber, diese Entscheidung mit „theologischer und seelsorglicher Weisheit“ zu treffen. Das Vaterunser werde nicht nur in der Messe gesprochen, sondern sei das tägliche Gebet der Christenheit.
Verwilderte Sprache
Außerdem äußerte sich Bassetti kritisch zu aktuellen Entwicklungen in Italien. Die wirtschaftliche Krise treibe viele Menschen in Unsicherheit und prekäre Lebenslagen. An Stelle von Vermittlung machten sich Polarisierungen breit; es gebe „Anzeichen einer zunehmend verwilderten und arroganten Sprache“.
Zudem würden inmitten von Spaltungen und kollektiven Ängsten Migranten zu Sündenböcken gemacht und Abschottung als vermeintlicher Ausweg gepriesen, kritisierte der Vorsitzende der Bischofskonferenz. Stattdessen wolle die Kirche ihren Teil beitragen „zum Wachsen einer freieren, pluralen und solidarischen Gesellschaft“, die auch der Staat fördern und schützen müsse. Vorrangiges Ziel sei das Gemeinwohl aller Menschen.
Kirche verliert Bedeutung als Gesprächspartner
Bassetti sprach in seiner Rede auch über die Jugend: „Für viele Jugendliche heute ist die Kirche kein signifikanter Gesprächspartner mehr.“ Als Gründe nannte er „Mittelmäßigkeit sowie Spaltungen, die zum Teil künstlich verschärft werden“.
Aber auch sexuelle und wirtschaftliche Skandale sowie ein Autoritätsgehabe, das mitunter zum Missbrauch geworden sei, trügen dazu bei. Über den Umgang damit werde man in den kommenden Tagen sprechen, kündigte Bassetti an.
religion.ORF.at/KAP