Katholische Akademiker tagen über Demokratie

Die Lage der westlichen Demokratie steht im Fokus der Herbsttagung des „Katholischen Akademiker/innenverbandes Österreichs“ (KAVÖ) von 23. bis 24. November in Wien.

Der Verband will mit der Tagung die Diskussion über und die Involvierung in den demokratischen Rechtsstaat fördern, hieß es in einer Ankündigung am Mittwoch. „Wenn uns der Mensch und die Schöpfung wichtig sind, dann müssen wir über die Demokratie als ‚zentralen Entscheidungsmechanismus‘ reden“, betonte KAVÖ-Präsidentin Anna Nöst.

Politikwissenschaftler Reinhard Heinisch analysiert am Freitag, wie der radikale Populismus die westliche Demokratie nachhaltig verändert. Im Anschluss diskutieren Angelika Mlinar von den NEOS und Hans Rauscher von der Tageszeitung „Der Standard“ zum Tagungsthema „Im Schatten von Morgen. Zur Lage der Demokratie in Europa“.

Populistische Vereinnahmung des Christentums

Am Samstag zeigt Sozialethiker Walter Lesch u.a. auf, welchen Beitrag die Kirchen zum Projekt Europa leisten und wie die christlichen Ressourcen populistisch vereinnahmt werden. Er rekonstruiert die Rahmenbedingungen, die sich aus Sicht der christlichen Sozialethik auf europäische Wirklichkeiten ergeben.

Im Anschluss erörtert Andrea Komlosy von der Universität Wien, welche Kräfte hinter den Forderungen nach offenen Grenzen oder neuen Zäunen stehen. Hinter den unterschiedlichen Ideologien versteckten sich nämlich handfeste Interessen:

Von Unternehmerseite werde die Deregulierung des Arbeitsmarktes begrüßt, die neue Mittelschicht freue sich über die Multikulturalisierung der Gastronomie und die kostengünstige Verfügbarkeit häuslicher Dienste und die alte Arbeiterklasse, die von der Konkurrenz am Arbeitsmarkt bedroht ist, hoffe, dass höhere Grenzzäune die Unerwünschten abhalten, erläuterte Komlosy im Vorfeld der Tagung.

„Gegenseitig Mut machen“

Danach stellt Philippe Narval seine Publikation „Die freundliche Revolution - gelungene Demokratieexperimente aus ganz Europa und was wir von Ihnen lernen können“ vor. Den Abschluss macht am Samstagvormittag eine Podiumsdiskussion mit den Vortragenden.

„Wir möchten eine Plattform schaffen, wo man sich informieren und gegenseitig Mut machen kann“, erläuterte Nöst den Hintergrund zur Tagung. „Wenn Verständigung und Dialog als zu kompliziert scheinen, wenn die Illusion einfacher Pseudolösungen vorgezogen wird, wenn richtig viel Geld in ausgeklügelte Systeme zur Schaffung von Emotion und Aufregung mittels erfundener, einseitiger, sogenannter ‚Nachrichten‘ gesteckt wird, wollen wir als KAVÖ klar Position ziehen.“

Das TGM Wien produziert auch heuer wieder ein Video zur Tagung, das auf dem „KAVÖ - Vielfalt hat Zukunft“-Kanal zu sehen sein wird. Finanziell unterstützt wird die Tagung vom Zukunftsfonds der Republik Österreich und der Kulturabteilung der Stadt Wien. Die Teilnahme ist kostenlos, um Anmeldung wird bis 19. November gebeten.

religion.ORF.at/KAP

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