Italien: Evangelische solidarisch mit Migranten

Die Diakonie der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Italien, ELKI, drückt ihre Solidarität mit den Organisatoren und den Bewohnern des Migranten-Camps Baobab Experience in Rom aus, das von Baggern dem Erdboden gleichgemacht worden ist.

Die ELKI reagiert damit auf die gewaltsame Auflösung des Migranten-Camps Baobab in Rom am Dienstag. Die Zeltstadt hinter dem Bahnhof Tiburtina in Rom wurde mit Baggern geräumt. Für die Bewohner gibt es derzeit keine Unterkunft mehr, viele schlafen auf der Straße.

„Als Verantwortliche für die Diakonie der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Italien, ELKI und der Evangelisch-Lutherischen Gemeinde Rom geben wir unserer tiefen Solidarität mit dem freiwilligen Organisationsteam des Flüchtlingscamps Baobab Experience in Rom Ausdruck“, schrieben die Diakonie-Beauftragten der ELKI in einer Stellungnahme am Donnerstag.

Foto des römischen Baobab-Camps vor der Räumung durch Bagger

ELKI

Das Baobab-Camp vor seiner Räumung

Das Camp Baobab sei ein Beispiel für konkrete Aufnahme und Hilfeleistung für Migranten gewesen, mit Passion und großem Engagement von Freiwilligen und ohne jegliche Unterstützung von öffentlicher Seite.

Sorge über politische Entscheidungen

Das seit mehreren Jahren bestehende Camp, sei von Freiwilligen und privaten Hilfsorganisatoren getragen worden, ohne finanzielle staatliche Unterstützung. Die innenpolitische Lage in Italien spitzte sich zu, so die ELKI. Die italienische Regierung gefährde mit ihrer Politik gegen Geflüchtete und Migrantinnen und Migranten das ohnehin prekäre Gleichgewicht in der Gesellschaft.

„Wir sind bestürzt über dieses brutale und unmenschliche Vorgehen. Mit Baggern gegen solche Notsituationen vorzugehen, ist in unseren Augen ein Schandfleck nicht nur für die Stadt Rom, sondern für ganz Italien“, so die ELKI in ihrer Aussendung. „Infolge des im September erlassenen Dekrets von Innenminister und Vize-Premier Matteo Salvini über ‚Sicherheit und Migration‘, sind heute Migranten mit regulärer Aufenthaltserlaubnis und Asylberechtigte wieder auf der Straße, nachdem die Auffanglager nach den neuen Bestimmungen nur mehr Flüchtlinge aufnehmen dürfen“ beklagt die Diakonie.

Trotzdem hege man die Hoffnung, „dass die Hauptstadt Rom all diesen vertriebenen Menschen so bald wie möglich Aufnahme in menschenwürdigen Zentren gewähren wird“.

Spenden ermöglichen soziales Engagement

Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Italien, ELKI, besteht aus 15 über die ganze Halbinsel verteilten Gemeinden und zählt mehrere tausend Mitglieder. Die kleine Gemeinschaft, ohne große Mittel sei italienweit in zahlreiche diakonische Projekte wie Schulen, Krankenhäuser, den Einsatz für Bedürftige und Chancengleichheit und andere involviert, die weit über die Gemeinden hinausreichten.

Die Mittel für die Finanzierung dieser Aktivitäten stammen nach eigenen Angaben zum Großteil aus dem sogenannten Acht-Promille-Fond sowie aus Kollekten und den Beiträgen der Gemeindeglieder. In Italien gibt es keine Kirchensteuer, aber jedes Jahr weisen zahlreiche italienische Steuerzahler der ELKI den in der Einkommensteuererklärung vorgesehenen Acht-Promille-Bonus zu, auch wenn sie nicht Mitglied der Kirche sind.

religion.ORF.at

Link: